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Kinderonkologie - Allgemeine Therapienebenwirkungen

Übelkeit / Erbrechen

Vorbeugende Massnahmen

  • Grosszügig Reservemedikamente einsetzen
  • Kaugummi kauen
  • Ingwertee
  • Pfefferminztupfer
  • Akupressurband

Achtung

Es kann sich bei starker Übelkeit und bei Erbrechen auch um eine Magen-Darmgrippe oder eine Schleimhautentzündung im Darm handeln.

Wann muss das Spital informiert werden?

  • Wenn Erbrechen mit Reservemedikamente nicht kontrolliert werden kann
  • Wenn Kind nicht mehr trinkt

Anwendung Akupressurband

Im Necessaire (Starterset) der Kinderkrebshilfe Zentralschweiz befindet sich ein Akkupressurband (Sea-Band©). Die Akupressurbänder können als Ergänzung und bei akutem wie auch verzögertem Erbrechen und Übelkeit eingesetzt werden. In der chinesischer Medizin ist dies ein wichtiger Punkt um den Magen zu beruhigen und harmonisieren.

Nehmen sie bitte diese Akupressurbänder jeweils wieder ins Spital mit.

Wichtig: die Akupressurbänder werden an beiden Handgelenken getragen. Sie müssen satt am Handgelenk anliegen. Dabei ist zu beachten, dass die Blutzirkulation stets gewährleistest ist.

Die Wirkung setzt nach ca. 5 Minuten ein.

Sobald die Übelkeit abgeklungen ist, wird das Akupressurband entfernt und anschliessend bei Bedarf wieder verwendet.

 

Folgend wird der Akupressurpunkt P6 lokalisiert

Die mittleren drei Finger ihres Kindes auf die Innenseite des anderen Handgelenks legen, wobei der Ringfinder an die Handgelenksfalte grenzt. Der P6-Punkt liegt neben dem Zeigefinger zwischen den beiden Sehnen. Die eingenähte Plastiknoppe muss nach innen gerichtet auf dem P6-Punkt angelegt werden.

Akupressurband

Falls ihr Kind den permanenten Druck als unangenehm empfindet, müssen die Bänder entfernt werden.

Schleimhautbeeinträchtigung                                                      

Symptome

  • Aphten, Entzündungen
  • Weisse Beläge auf der Zunge und auf dem Zahnfleisch
  • Offene Hautstellen am Gesäss
  • Schmerzen

Vorbeugende Massnahmen

  • Zähneputzen mit extraweicher Zahnbürste (z.B. Kleinkinder: Curaprox für Kinder, in Apotheken und Drogerien erhältlich, grössere Kinder Meridol extraweich, erhältlich bei Coop oder Migros)
  • Zahnbürste im Spital aus hygienischen Gründen einmal in der Woche auswechseln (Zuhause alle zwei Wochen)
  • Kinderzahnpasten benutzen
  • Kontrolle der Schleimhaut (1 x pro Tag mit einer Taschenlampe)
  • Mundpflege mit Wasser (Kinder spülen, bei Säuglingen mit Wattestäbchen auswischen). Im Spital mit stillem H2O aus der Flasche, zu Hause mit Hahnenwasser erlaubt, jedoch sollte es zuerst min. 1 Minute frei laufen gelassen werden.
  • Ist der Thrombozytenwert (Blutplättchen) kleiner als 30G/l muss besonders auf Blutungszeichen geachtet werden, jedoch soll die Mundpflege weiterhin mittels Zahnbürste erfolgen. Es wird individuell eingeschätzt ob die Zahnpflege von Erwachsenen durchgeführt werden soll. Bei sichtbaren, starken Blutungen soll der Mund nur mit stillem Mineralwasser oder einer sensitiven Fluorspülung gespült werden.
  • Die Anwendung von Zahnseide ist aufgrund der Verletzungsgefahr nicht erlaubt
  • Gesässpflege mit Salbeitee bei Kindern, die Windeln tragen

Wann muss der Hausarzt oder das Spital informiert werden?

  • Bei starken Schmerzen
  • Wenn Kind nicht mehr trinken und essen kann
zaehneputzen
Systematik des Zähnebürstens

Lichtempfindlichkeit der Haut

Gefahr

Die Haut ist unter Chemo- oder Radiotherapie empfindlicher auf Sonneneinstrahlung → Gefahr eines Sonnenbrandes

Vorbeugende Massnahmen

  • Sonnencrème mit hohem Schutzfaktor während dem ganzen Jahr (mind. LSF 30)
  • Sonnenhut
  • Angepasste Kleidung

Haarausfall

Viele Zytostatika verursachen Haarausfall, der leichter oder stärker sein kann. In den meisten Fällen sind die Kopfhaare betroffen. Nach der Therapie wachsen die Haare wieder nach.

Massnahmen

  • Haare seltener waschen
  • mildes Shampoo (pH neutral) verwenden
  • weiche Haarbürste oder groben Kamm verwenden
  • Haarföhn nicht zu heiss einstellen
  • Handtuch auf Kopfkissen legen
  • mit Kind gemeinsam Mützen, Kopftücher, Sonnenhüte kaufen
  • Jugendliche: ggf. vor Haarausfall verschiedene Frisuren ausprobieren
  • den kahlen Kopf mit pH-neutralen Produkten reinigen und mit fetthaltigen Salben vor dem Austrockenen schützen
  • bei Sonnenexposition Hautpflege mit hohem Lichtschutzfaktor (mind. LSF 30) oder die Haut bedeckt halten

Unter Angebote und Dienstleistungen finden sie weitere Broschüren zu Kopfbedeckungen und zur Perückenanfertigung. Zudem können über den Veranstalter "Look good- feel better" Schminkkurse für Jugendliche organisiert werden. Bei Interesse wenden sie sich an die Fachexpertin Onkologie oder an den onkopsychologischen Dienst.

Verändertes Hungergefühl

Symptome

  • Appetitlosigkeit oder Heisshunger
  • Gelüste

Massnahmen

  • Ausgewogene Kost
  • Keine sogenannten Diäten
  • Bei Heisshunger wenn möglich Süssigkeiten mit Obst und Gemüse ersetzen
  • Kontaktaufnahme mit Ernährungsberatung 

Wann muss das Spital informiert werden?

Wenn das Kind nicht mehr isst und trinkt

Durchfall

Massnahmen

  • Reduzieren des Medikamentes zur Stuhlregulation
  • Darauf achten, dass das Kind genügend trinkt

Wann muss das Spital informiert werden?

  • Bei massiven Durchfällen
  • Bei Blut im Stuhl
  • Bei schwarzem Stuhl

Verstopfung

Definition

Verminderung der gewohnten Stuhlgewohnheit und / oder weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche

Ziel

Gewohnte Stuhlfrequenz und / oder mind. 3x Woche

Zur Beobachtung der Stuhlbeschaffenheit kann die Bristol Stuhlformen- Skala zur Hilfe genommen werden (Ziel: Bristolstuhlformskala 4-6).

Risikofaktoren

  • frühere Verstopfung
  • Tumor im Bauchbereich
  • opiathaltige Medikamente
  • wöchentliche Vincristin- Verabreichungen
  • Zofran (Ondansetron)

Symptome

  • hart geformter Stuhl
  • Schmerzen und / oder Anstrengung beim Stuhlen
  • Verminderte Stuhlmengen
  • Bauchschmerzen, Blähungen, Windabgang,
  • Völlegefühl, Appetitlosigkeit

Vorbeugende Massnahmen

  • Stuhlregulation mit Medikamenten: siehe Medikamentenblatt
  • ausgewogene Ernährung mit ausreichenden Ballaststoffen, Früchte, Gemüse
  • genügend Flüssigkeit

Massnahmen

  • Ausgewogene Kost
  • Keine sogenannten Diäten
  • Bei Heisshunger wenn möglich Süssigkeiten mit Obst und Gemüse ersetzen

Wann muss das Spital informiert werden?

Wenn das Kind trotz maximaler Dosierung der Stuhlregulation keinen Stuhlgang, Bauchkrämpfe hat oder erbricht.

Bristol-Stuhlformen-Skala
Bristol-Stuhlformen-Skala

Neuropathie (Nebenwirkungen auf das Nervensystem)

Symptome

  • Beinschwäche
  • Gangunsicherheit
  • Stürze
  • Schmerzen
  • Verstopfung (siehe Kapitel Verstopfung)

Massnahmen

  • Kind, wenn möglich nicht unbeaufsichtigt lassen (Treppen, Verkehr, Sport)

Wann muss das Spital informiert werden?

  • bei Schmerzen
  • bei Lähmungen (Füsse, Augenlider)

Therapienebenwirkungen von hoch-dosiertem Kortison     

Hochdosierte Steroide können einen Zelluntergang von Leukämie und Lymphom-Zellen bewirken, deshalb werden sie im Rahmen einer ALL/Lymphom-Therapie verabreicht. Steroide wirken ebenfalls gegen Übelkeit.

Symptome

  • Körperveränderungen (Vollmondgesicht, Gewichtszunahme)
  • Psychische Veränderungen, Stimmungsschwankungen (aggressive / depressive Stimmung)
  • Heisshunger
  • Erhöhter Blutdruck
  • Erhöhter Blutzucker
  • Roter Kopf
  • Müdigkeit

Massnahmen

  • Information der Umgebung, vor allem auch der Geschwister, dass die Veränderungen durch die Medikamente bedingt sind
  • Sie können Probleme im Umgang mit ihrem Kind während dieser Zeit gerne auch mit dem onkopsychologischen Dienst besprechen
  • Kontaktaufnahme mit Ernährungsberatung bei verändertem Essverhalten

In der Regel verschwinden steroidbedingte Nebenwirkungen nach Beendigung der Steroidtherapie relativ rasch.

Fatigue

Unter Fatigue wird eine extreme, unübliche Müdigkeit bis hin zur Erschöpfung verstanden. Diese kann bei Krebserkrankungen und deren Therapien auftreten und sich auf den Körper, die Gefühle und die Konzentrationsfähigkeit auswirken. Ca. 50% der Kinder und Jugendlichen leiden unter Fatigue.

Ruhe und Schlaf verbessern die Situation nicht nachhaltig und die Lebensqualität der Betroffenen ist stark beeinträchtigt. Es kann sein, dass ihr Kind deutlich mehr Unterstützung als gewohnt in den alltäglichen Aufgaben benötigt.

Mögliche Ursachen

  • Krankheit, Blutarmut, Infektionen, Schmerzen
  • Therapie: Chemotherapie, Bestrahlung, Medikamente wie Kortison, Operation
  • Auseinandersetzung mit der Krankheit, Ängste

Massnahmen

  • Alltägliche Aktivitäten beibehalten (Zähneputzen am Lavabo, Spaziergang, Besuch von Schulatelier usw.)
  • Gezieltes Planen von Ruhephasen und Aktivität (Tagesplan erstellen)
  • Ablenkung
  • Schlafoptimierung