Co-Leitung aus zwei unterschiedlichen Berufsgruppen
Sie ergänzen sich fachlich wie auch persönlich: KD Dr. med. Iris Bachmann Holzinger ist seit September 2023 am KidZ. Die Kindernotfallmedizinerin war zuvor am Universitäts-Kinderspital Zürich als Oberärztin tätig und führte in einer Co-Leitung das Simulations- und Trainingszentrum. Sie ist strukturiert, konzeptionell und findet mit Sinn für das grosse Ganze und dank ihrer Aussensicht die Lücken und Verbesserungspotentiale bei neuen Konzepten. Mirjam Liechti ist die pragmatische Macherin mit der tiefen Kenntnis des Betriebes. Sie arbeitete seit 2019 als Abteilungsleiterin der Notfallstation des KidZ und hat das Gespür für die Umsetzbarkeit von Optimierungen sowie Priorisierung. Beide leiten seit September 2023 gemeinsam das KJNO und tragen die organisatorische Verantwortung für die Weiterentwicklung der Prozesse im Hinblick auf den Neubau.
Hochstehende Notfallversorgung trotz hoher Patientenzahlen
Die bisherige interdisziplinäre Notfallstation im Kinderspital gehörte organisatorisch zur Pädiatrie. Um die Interdisziplinarität zu verankern und aufgrund der stark gestiegenen Patientenzahlen von 20’000 im Jahr 2020 auf 30'000 im Jahr 2022, entschied die Leitung Kinderspital, ein eigenständiges Kinder- und Jugendnotfallzentrum zu etablieren. Gleichzeitig wurde das innovative Führungsmodell der pflegerischen und ärztlichen Co-Leitung etabliert, um die interprofessionelle Teamarbeit zu stärken.
Diese Co-Leitung wird das KJNO im Hinblick auf den Neubau zu einem umfassenden interdisziplinären Notfallzentrum weiterentwickeln, in dem sämtliche Notfälle bei Kindern und Jugendlichen effizient und in höchster Qualität versorgt werden können. Denn mit den wachsenden Patientenzahlen und dem Mangel an Fachkräften und grundversorgenden Kinderärztinnen und -ärzten in der Praxis wird das KJNO als Anlaufstelle für die kranken oder verletzten Kinder immer wichtiger.
Gemeinsam ist unser Output besser
Mirjam Liechti, Bereichsleiterin Pflege und Co-Leiterin KJNO
Grösseres Aufgabengebiet, optimierte Abläufe und Teamarbeit
Die Kapazität für die Basisversorgung einfacher Krankheitsfälle am KJNO soll ausgebaut und die Patientenströme von den schweren Notfällen getrennt werden. Zudem bedingt die Interdisziplinarität auch eine fachliche Weiterentwicklung des Notfallteams sowie Anpassungen bei Prozessen und Verantwortlichkeiten.
«Es ist nicht mehr zeitgemäss, in ‘Silos’ zu denken» sagt KD Dr. med. Iris Bachmann Holzinger. «Bei Notfällen müssen die unterschiedlichen Fachdisziplinen und Berufsgruppen Hand in Hand zusammenarbeiten, um schnellstmöglich die optimale Versorgung für das Kind oder den Teenager sicherzustellen. Unsere neue Organisation hilft uns dabei, Abläufe weiter zu verbessern und als interdisziplinäres, interprofessionelles Team noch enger zusammenzuwachsen.»
Mit dem ausgebauten medizinischen Angebot und der neuen Struktur sollen Kinder und ihre Eltern künftig einen besseren Service erhalten: Wartezeiten und Aufenthaltszeit auf dem Notfall sollen reduziert, Wechsel im Behandlungsteam und bei den Räumlichkeiten minimiert werden. Aus Sicht des KidZ wird der interne Informationsfluss weiter verbessert, Behandlungen können kostengünstiger und effizienter durchgeführt und Belastungsspitzen besser ausgeglichen werden.
Co-Leitung bedeutet: Eins plus eins gleich drei.
KD Dr. med. Iris Bachmann Holzinger, Co-Chefärztin und Co-Leiterin KJNO
Verschiedene Sichtweisen kombinieren
Welche Vorteile hat dabei eine Co-Leitung? «Unser Output ist besser, wenn wir gemeinsam Lösungen erarbeiten – und wir sind schneller», erklärt KD Dr. med. Iris Bachmann Holzinger. «Zusätzlich inspirieren wir uns gegenseitig und erarbeiten gemeinsam deutlich effizienter eine Lösung, die auch noch besser ist, als wenn wir einzeln darüber ‘brüten’ würden.» Mirjam Liechti ergänzt: «Auch früher schon haben Ärzteschaft und Pflege eng zusammengearbeitet. Durch die Co-Leitung haben wir jedoch ein tieferes Detailverständnis für die jeweils andere Berufsgruppe. Ideen für Prozessänderungen beleuchten wir von Anfang an von beiden Seiten.» Beide vertreten sich auch bei Abwesenheit gegenseitig bei organisatorischen Sitzungen oder administrativen Problemen.
Chemie und Führungsverständnis müssen passen
«In einer Co-Leitung muss man harmonieren und ein ähnliches Führungsverständnis haben. Und man muss bereit sein, die Führung zu teilen», erklärt KD Dr. med. Iris Bachmann Holzinger die Erfolgsfaktoren für das Führungsmodell. Man arbeite eng zusammen und müsse sich gut abstimmen. «Ein direkter, niederschwelliger Austausch ist sehr wichtig. Aber auch der hohe Digitalisierungsgrad am LUKS unterstützt uns dabei», ergänzt Mirjam Liechti. Ähnliche Wertvorstellungen, regelmässige Reflexion des eigenen Führungsverhaltens, wohlwollendes kritisches Hinterfragen und gegenseitige Unterstützung seien ebenfalls wichtig bei der Zusammenarbeit. Die frühere Vorstellung «Doktor untersucht und verordnet, Pflege führt aus und pflegt» sei nicht mehr zeitgemäss. «Wir müssen die Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Pflege neu denken: Es gibt unterschiedliche Rollen und Aufgaben, aber wir versorgen die Patientinnen und Patienten immer gemeinsam» fasst KD Dr. med. Iris Bachmann Holzinger zusammen.