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«In der Kieferchirurgie ist der Austausch sehr eng und persönlich»

Die Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichts- und Oralchirurgie arbeitet intensiv mit niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten zusammen. Ziel der integrativen Behandlung ist ein funktional und ästhetisch optimales Resultat, sagt Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Gander.
26. Juli 2024
Lesezeit: 4 Minuten
Thomas Gander

Um welche Fälle geht es bei der Kooperation zwischen Klinik und Niedergelassenen?

Wir arbeiten auf sehr vielen Gebieten zusammen, etwa bei Kieferbrüchen oder Zahnverletzungen nach Unfall, bei Kiefertumoren oder Kiefergelenkserkrankungen, bei aufwendigen Implantationsfällen sowie bei Kieferfehlstellungen und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Die meisten Zuweisungen bekommen wir von allgemeinen oder spezialisierten Zahnärztinnen und Zahnärzten.

Was macht die Klinik, was der Zahnarzt?

Wir übernehmen beispielsweise bei Patientinnen oder Patienten mit starkem Knochenschwund im Kieferbereich den Aufbau des Knochens. Wenn es sich um sehr grosse Defekte handelt, etwa nach Tumorresektionen, führen wir auch die mikrovaskuläre Rekonstruktion durch - wir beherrschen das gesamte Spektrum der möglichen Interventionen und setzen dabei modernste, gewebeschonende Techniken ein. Mit Zahnarzt oder Zahnärztin besprechen wir im Vorfeld, ob die Zahnimplantation bei uns stattfinden soll oder ob sie die Zahnimplantate selbst setzen möchten. Die Versorgung mittels Zahnkrone findet üblicherweise bei der zuweisenden Zahnärztin oder dem zuweisenden Zahnarzt statt. Wir klären in jedem Fall detailliert ab, auf welchem Level unsere Zuweisenden wieder in die Behandlung einsteigen möchten. Um Missverständnisse zu vermeiden, sind klare Absprachen und der enge persönlich Austausch entscheidend.

Wie klären Sie solche Fragen?

Wir kommunizieren via Mail, Telefon oder auf anderen digitalen Kanälen - das funktioniert sehr gut. Verschiedene Fragestellungen können wir in modernen Planungsprogrammen teilen. Dies ermöglicht es uns, am virtuellen Plan zu entscheiden, wie beispielweise Zahnimplantate positioniert werden sollen und wie die weiteren Arbeitsabläufe aussehen müssen. Wenn Bedarf besteht, schauen wir auch vor Ort in der Praxis vorbei.

Die Kontakte scheinen sehr eng zu sein...

Ja, das ist definitiv so. Die Grösse und Stabilität unseres Teams sowie die Grösse des Einzugsgebietes ermöglichen einen sehr engen und persönlichen Austausch. Das macht die Zusammenarbeit einfach, schnell und somit äusserst wertvoll.

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Jeder Schnitt, jede Rekonstruktion im Gesicht muss sorgfältig geplant und exzellent ausgeführt werden.

Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Gander.

Wie wichtig ist das ästhetische Ergebnis der Eingriffe?

Extrem wichtig. Für uns ist das ästhetische Resultat genauso elementar wie die Wiederherstellung von Funktionen wie Sprechen, Kauen oder Schlucken.  Jeder Schnitt, jede Rekonstruktion im Gesicht muss sorgfältig geplant und exzellent ausgeführt werden, damit eine Wiedereingliederung möglich wird. wir möchten unseren Patientinnen und Patienten in jedem Fall die zeitnahe Rückkehr in Ihr vertrautes soziales Umfeld ermöglichen!

Sie sind seit Mai 2023 am LUKS. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Tätigkeit?

Wir haben ein äusserst ambitioniertes und motiviertes Team und konnten gemeinsam bereits sehr viel erreichen. Wir konnten die mikrovaskuläre Chirurgie vorantreiben, ebenso konnten wir minimalinvasive Kiefergelenkseingriffe und patientenspezifische Rekonstruktionen etablieren. Der neue 3D-Drucker erlaubt es uns, dreidimensionale Modelle des Gesichtsschädels zu erstellen und noch passgenauere Implantate zu formen. Dadurch wird die Operationsdauer verkürzt und das postoperative Resultat noch präziser. Zudem stehen uns digitale Planungsprogramme zur Verfügung, an denen 3D-Simulationen von Operationsresultaten möglich sind. Unsere Patientinnen und Patienten bekommen dadurch einen Eindruck vom postoperativen Resultat. Die intraoperative Navigation erlaubt uns eine Kontrolle des Resultats in Echtzeit und ohne Röntgenstrahlen. Diese Technik kommt bei komplexen Frakturen des Gesichtsschädels sowie bei schädelbasisnahen Eingriffen zum Einsatz. Im Zentrum stehen dabei die Patientensicherheit sowie die Behandlungsqualität.

Und welche Projekte haben Sie als Nächstes geplant?

Wir möchten ein dreidimensionales Röntgengerät in Betrieb nehmen und die Indikation der strahlenfreien MRI-Bildgebung in unserem Fachgebiet ausbauen. Zudem wollen wir als Klinik eines universitären Lehr- und Forschungsspitals bei der digitalen modernen Chirurgie auf dem neusten Stand sein, einen stärkeren Fokus auf die Forschung legen und unser Netzwerk national und international ausbauen. Dabei soll stets der Benefit für unsere Patientinnen und Patienten im Fokus stehen.

Welche Rolle spielt die Aus- und Weiterbildung für Sie?

Ich bin seit April 2024 Professor an der Universität Luzern, zuvor war ich an der Universität Zürich tätig. Ich möchte, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung eine möglichst breite Einsicht in unser Fachgebiet erhalten. Unsere Klinik deckt das gesamte Spektrum der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ab. Im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sind wir im Aufbau einer interkantonalen Rotation während der Weiterbildung, dies soll die Vernetzung zwischen den einzelnen Zentren weiter fördern. Für die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Ärztinnen und Ärzte bieten wir zweimal im Jahr Fortbildung an, die sehr gut besucht werden. Auf diesem Weg erweitert sich unser Netzwerk und der persönliche Austausch wird gepflegt.

Hinweis: Dieser Beitrag ist im Juli 2024 im luksmagazin erschienen, dem Magazin für Zuweisende der LUKS Gruppe. 

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