Ein Eltern-Fenster auf den Kaiserschnitt
Sectio ist der Fachbegriff für den Kaiserschnitt, von Fenster-Sectio spricht man, wenn die Eltern zusehen können, wir ihr Kind aus dem Bauch der Mutter genommen wird. Durch ein kleines Fenster in einem Operationsvorhang. «Für die Eltern selber ist dies ein ganz besonderes Erlebnis und sehr wichtig. Immer wieder sagten uns Mütter, sie hätten eine Lücke während der Geburt, weil sie den eigentlichen Geburtsvorgang beim Kaiserschnitt nicht direkt miterleben können», sagt KD Dr. med. Markus Hodel, Chefarzt Geburtshilfe an der Frauenklinik des Luzerner Kantonsspitals (LUKS).
Frauen vermissen visuelles Erlebnis
Inzwischen hat man am LUKS ein Jahr Erfahrung mit diesem neuen Angebot. Die Fenster-Sectio wurde bei geplanten Kaiserschnitten angeboten. Die Frau und das geburtshilfliche Team entscheiden gemeinsam, ob die schwangere Frau dafür qualifiziert ist. Davon profitierten mittlerweile 15 bis 20 Frauen. «Gewisse Frauen finden es anfänglich oft emotional schwierig, eine Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen, weil wegen des Kaiserschnitts das visuelle Erlebnis der Geburt fehlt», ergänzt Markus Hodel.
Das Angebot erfordert eine gut eingespielte interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Hebamme, Geburtshilfe, Anästhesie und OP-Team.
KD Dr. med. Markus Hodel, Chefarzt Geburtshilfe an der Frauenklinik des Luzerner Kantonsspitals
Für das Operationsteam ist es wie ein normaler Kaiserschnitt. Sie haben einzig zwei zusätzliche Zuschauer – die Eltern. Diese können so den ersten Atemzug des Babys und das Durchtrennen der Nabelschnur hautnah miterleben. Das Sichtfenster wird nur auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern und erst für die Geburt geöffnet. Die medizinische Sicherheit ist in jedem Fall gewährleistet. Angeboten wird die Fenster-Sectio zudem nur, wenn keine Komplikationen zu erwarten sind und der Eingriff in Regionalanästhesie erfolgt.
Interprofessionelle Zusammenarbeit wichtig
Die Fenster-Sectio kann den Eltern helfen, eine starke Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Der Entscheid dafür muss jedoch immer in enger Abstimmung mit dem ärztlichen Personal und unter Einbezug der möglichen Risiken fallen. «Das Angebot erfordert eine gut eingespielte interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Hebamme, Geburtshilfe, Anästhesie und OP-Team», sagt Chefarzt Markus Hodel.
Es ist wichtig, dass die Eltern mit ihrem Arzt über ihre Wünsche und Bedenken sprechen und gemeinsam entscheiden, ob die Fenster-Sectio eine geeignete Option ist. Dies wird immer aufgrund von medizinischen Überlegungen entschieden, um das Wohl der Mutter und des Babys zu gewährleisten. Im Rahmen der Vorgespräche werden Frauen, bei denen ein Kaiserschnitt geplant ist, auf die Möglichkeit des Fensters hingewiesen und darüber aufgeklärt. Kurz vor dem Kaiserschnitt und nochmals vor dem «Öffnen» des Fensters werden sie nochmal gefragt, ob es für sie stimmt.
Routineeingriff mit Risiken
Ein Kaiserschnitt soll weiterhin nur erfolgen, wenn Komplikationen keine andere Geburt erlauben oder wenn er während der Geburt nötig wird, um Kind und Mutter nicht zu gefährden. Darauf sind die Spezialistenteams am LUKS sehr gut trainiert. Markus Hodel: «Der Kaiserschnitt ist heutzutage ein Routineeingriff, soll aber wegen Risiken für Mutter und Kind nicht leichtfertig zur Anwendung kommen.» Das LUKS hält sich diesbezüglich an die Richtlinien der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). Diese stellen sicher, dass ein Kaiserschnitt nur aufgrund medizinischer Gründe durchgeführt wird.