Ein Quantensprung für Kinderspital und Frauenklinik
Ein Blick aus der Webcam auf die Baustelle.
Mitte September 2020 begannen die Neubauarbeiten am LUKS für Kinderspital/Frauenklinik mit dem Spatenstich. Der Neubau ermöglicht eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Kindermedizin (Pädiatrie und Kinderchirurgie) sowie Geburtshilfe und Gynäkologie auf höchstem Niveau im ambulanten und stationären Bereich. Das Siegerprojekt von «Bollhalder Eberle Architektur St. Gallen + Burkard Meyer Architekten Baden» überzeugt architektonisch durch zwei eigenständig wahrnehmbare Baukörper – einen für das Kinderspital und einen für die Frauenklinik.
Martin Stocker und Daniel Rechsteiner, was sind Ihre Rollen in diesem Neubauprojekt?
Daniel Rechsteiner: Meine Aufgabe lässt sich vereinfacht gesagt unter Projektmanagement zusammenfassen. Bei einem Neubauprojekt dieser Dimension arbeiten viele Personen parallel an ganz unterschiedlichen Themen. Es ist wichtig, den Überblick zu behalten und zu wissen, wer wann was von wem braucht. An diesen Schnittstellen komme ich ins Spiel, gerade wenn es die Nutzer, also die Bereiche Medizin und Pflege im Kinderspital und in der Frauenklinik, betrifft. Auch die verschiedenen Supportbereiche, welche ebenso wichtig sind, gilt es im richtigen Moment miteinzubeziehen. Ich filtere und priorisiere deren Anliegen im Sinne des LUKS, bringe die Themen in das Bauprojekt ein und achte darauf, dass alle gleich behandelt werden. Und wenn es auf medizinisches Expertenwissen ankommt, wende ich mich an Martin Stocker.
Martin Stocker: Ich sehe mich als Verbindungsglied zwischen Ärztinnen und Ärzten respektive Pflegenden und Projektverantwortlichen. Ich hole in beiden Kliniken Inputs und Ideen ab. Interdisziplinär und über die verschiedenen Hierarchiestufen hinweg erarbeiten wir gemeinsam optimale Lösungen, welche ich gemeinsam mit Daniel Rechsteiner ins Projekt einbringe.
Rechsteiner: Ganz entscheidend ist auch die Einbindung und Informationsweitergabe des Projektteams an die zukünftigen Nutzer.
Man gibt bei einem Spitalneubau also nicht einfach den Planern einen Auftrag und kann einige Jahre später in ein fixfertiges Spital umziehen?
Die beiden schütteln den Kopf und zücken ein 213-seitiges Manuskript.
Martin Stocker: Das ist unser Betriebskonzept. Hier werden unser Leistungsangebot sowie die Anforderungen an den Bau beschrieben. Es geht um die zukünftige Bewältigung des Alltags des heutigen Kinderspitals und der heutigen Frauenklinik. Gut strukturierte und funktionierende Patienten- und Mitarbeiterpfade sowie Logistikwege sind wesentliche Bestandteile.
Es gibt keine pfannenfertige Lösung, daher wollen wir die verschiedenen Blickwinkel kennen und besprechen und streben gemeinsam die beste Lösung an.
Dr. med. Martin Stocker, Chefarzt Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin
Daniel Rechsteiner: Wir sagen anhand des Betriebskonzepts, was für einen optimalen Betrieb nötig ist. Das Generalplaner-Team erarbeitet Vorschläge, wie dies im Rahmen von Kosten, Qualität und Terminen erreicht werden kann. Diese Vorschläge werden mit den Nutzern gemeinsam besprochen und wenn nötig angepasst. Damit der Neubau im Jahr 2026 bezugsbereit ist, gibt der Gesamtprojektleiter der Abteilung Bau des LUKS zusammen mit dem Generalplaner-Team den Takt für das Projekt vor.
Martin Stocker: Das gemeinsame Vorgehen ist ganz entscheidend. Es gibt keine pfannenfertige Lösung, daher wollen wir die verschiedenen Blickwinkel kennen und besprechen und streben gemeinsam die beste Lösung an. Zur Orientierung haben wir für alle Projektbeteiligten zusammen mit den Chefärztinnen und Chefärzten und den Pflegeleitungen eine Vision für den Neubau kreiert. Diese hilft uns, in kritischen Diskussionen auf dem Pfad zu bleiben.
Können Sie konkrete Beispiele nennen, wo es Entscheidungen von Ihrer Seite braucht?
Martin Stocker: Zum Beispiel im OP-Bereich wird geklärt, wie dieser auf- und ausgebaut wird, welche Wege zurückgelegt werden müssen und wie die Prozesse organisiert sind. Dazu bedarf es einer guten Abstimmung zwischen Chirurgie, Anästhesie, OP-Team, Geburtshilfe und Neonatologie / Intensivmedizin. Man darf nicht vergessen, wir vereinen die aktuell getrennten OP-Bereiche Kinderchirurgie und Gynäkologie / Geburtshilfe zu einem Bereich. Wir stellen uns etwa die Frage: Welchen Weg macht ein Extrem-Frühgeborenes im neuen Spital? Dies ist relevant für eine optimale Behandlungsqualität.
Daniel Rechsteiner: Wir bauen dafür mit einfachen Mitteln in einer Halle die Räume nach und simulieren die komplexen Prozesse. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen anschliessend ins Projekt einfliessen.
Die Pläne des Neubaus basieren auf fundierten Leistungsdaten, etwa was die Anzahl Patienten bis ins Jahr 2030 betrifft.
Daniel Rechsteiner, Projektleiter Unternehmensentwicklung
Das Miteinbeziehen von Mitarbeitenden scheint eine wichtige Rolle in Ihrer Arbeit einzunehmen.
Martin Stocker: Absolut. Bei den bisherigen Workshops waren bis zu 140 Personen beteiligt. Immer aus dem Kinderspital und der Frauenklinik, aus Medizin und Pflege und über alle Hierarchiestufen hinweg. Nicht zu vergessen sind auch sämtliche Supportbereiche wie Labors, Reinigungsdienst, Pharmazie, Gastronomie, Technik und Sicherheit, Logistik oder IT.
Wie werden die Entscheide letztlich gefällt?
Daniel Rechsteiner: Die Pläne des Neubaus basieren auf fundierten Leistungsdaten, etwa was die Anzahl Patienten bis ins Jahr 2030 betrifft. Diese Zahlen dienen uns als Kompass und unterstützen bei der Entscheidungsfindung. Wichtig ist, das Gebäude so zu gestalten, dass wir auch in Zukunft flexibel sind und auf veränderte Patientenbedürfnisse eingehen können.
Im geplanten Perinatalzentrum werden Bereiche des Kinderspitals und der Frauenklinik zusammengeführt. Was erhoffen Sie sich davon?
Martin Stocker: Alle Bereiche rund um die Geburt arbeiten schon heute gut zusammen. Künftig werden wir noch näher zusammenrücken. Wir werden in der Schweiz das einzige Spital sein, welches die Bereiche Geburtshilfe, Neonatologie, Pädiatrie und Kinderchirurgie unter einem Dach vereint haben wird. Das unterstützt unser Bestreben, die bestmögliche Qualität für unsere kleinsten Patienten zu erreichen.
Zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Martin Stocker: Die Möglichkeit, für Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten inklusive Angehörige optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, ist eine riesige Motivation und Befriedigung zugleich. Was wir hier realisieren, wird einen Quantensprung für das LUKS darstellen.
Daniel Rechsteiner: Der Neubau Kinderspital / Frauenklinik ist ein Generationenprojekt und eine riesige Chance für Luzern und die ganze Zentralschweiz. Wir gestalten hier mit dem Neubau etwas Nachhaltiges mit Hand und Fuss, das letztlich der ganzen Gesellschaft zugutekommt.