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Eizellen für eine spätere Schwangerschaft einfrieren lassen?

Ist es möglich und sinnvoll, Eizellen einfrieren zu lassen? Bis zu welchem Alter? Sind dafür zwingend medizinische Gründe nötig? Welche juristischen Regeln gilt es dabei zu berücksichtigen? Das Einfrieren von Eizellen kann eine gute Möglichkeit sein, Zeit für einen Entscheid über die Familienplanung zu gewinnen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur bei medizinischen Gründen, sagt unsere Spezialistin Prof. Dr. med. Alexandra Kohl Schwartz, Leiterin Abteilung für Reproduktionsmedizin.
16. Juni 2024
Lesezeit: 2 Minuten
PD Dr. med. Alexandra Kohl Schwartz

Während früher Eizellen vorab aus medizinischen Gründen eingefroren wurden, etwa vor einer Chemotherapie, nimmt das sogenannte Social Freezing, die Konservierung von Eizellen auf Wunsch, stark zu. Selten sind es Karrieregründe, welche die Frauen dazu motivieren. Öfter eine kürzliche Trennung und die Angst, dass die Familiengründung scheitern könnte. 

Einfrieren kann helfen, Zeit zu gewinnen

Idealerweise werden mindestens 15 Eizellen vor dem 35. Altersjahr gewonnen und eingefroren. Dies führt statistisch mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent zu einer späteren Geburt. Ist eine höhere Chance gewünscht oder die Patientin älter, müssen entsprechend mehr Eizellen eingefroren werden. Das Einfrieren ist eine Möglichkeit, Zeit und Ruhe zu gewinnen. Hat es mit der Familienplanung bisher nicht geklappt, gilt es, die Gründe zu analysieren. Fehlt nur der richtige Partner? Reicht die Fruchtbarkeit aus? Wann könnte die Familiengründung realisiert werden? 

Nur nutzen, wenn natürlicher Weg nicht funktioniert

Der Eingriff will gut überlegt sein. Immerhin kostet er 5000 bis 6000 Franken. Die Krankenkasse bezahlt die Kosten nur bei medizinischen Gründen, nicht bei Social Freezing. Nicht zu unterschätzen sind auch die Hormonbehandlung vor der Eizellenentnahme und die notwendige leichte Sedierung (Dämmerschlaf).
Bei guter Ausgangslage frieren wir Eizellen von Frauen bis zum 40. Altersjahr ein. Diese dürfen in der Schweiz für maximal zehn Jahre gelagert werden. Nur etwa bei einem Fünftel der Fälle werden die eingefrorenen Eizellen später auch eingesetzt. Eine Frau sollte nur dann darauf zurückgreifen, wenn der natürliche Weg nicht funktioniert. Zudem ist die künstliche Befruchtung mit gefrorenen Eizellen nur in einer festen Partnerschaft erlaubt, nicht aber die Samenspende für alleinstehende Frauen.  

Wichtig zu beachten ist auch dies:

  • Nur eine individuelle realistische Beratung im Rahmen einer spezialisierten Sprechstunde kann zeigen, wie hoch die Chancen auf eine Schwangerschaft in welchem Alter der Frau sind. 
  • Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist bei guter Gesundheit erst bei zirka 35 Jahren optimal. Lässt eine Frau ihre Eizellen «zu früh» einfrieren, hat sie ein höheres Risiko, viel zu bezahlen für Entnahme und Lagerung von Eizellen, ohne sie später zu brauchen, weil ihre Chance auf eine spontane Schwangerschaft noch hoch ist. 
  • Social Freezing ist dazu gedacht, den Frauen mehr Selbstständigkeit beim Entscheid über den Zeitpunkt der Familiengründung zu geben. Steigt der soziale Druck für ein Social Freezing, zuweilen gar durch finanzielle Anreize des Arbeitgebers, und wird erwartet, dass Frauen alle Eizellen ohnehin einfrieren, führt das zum Gegenteil und schränkt ihre Autonomie ein. 
     

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