Heilt eine angerissene Sehne von selbst wieder?
Dr. med. Pascal Fankhauser, Leitender Arzt Klinik für Orthopädie, LUKS Wolhusen
Lässt die Kraft im Arm allmählich nach oder schmerzt die Schulter insbesondere nachts oder wenn sie belastet wird, kann ein Sehnenriss die Ursache sein. Ein solcher Sehnenriss entwickelt sich meist über Jahre.
Besonders häufig treten diese Risse in der sogenannten Rotatorenmanschette auf. Mit diesem Begriff bezeichnet werden vier Sehnen, die den Gelenkkopf des Oberarms wie eine Haube umfassen und ihn mit der Schultermuskulatur verbinden.
Altersbedingte Abnutzung oder auch Unfall
Risse in der Rotatorenmanschette können entweder durch eine altersbedingte Abnutzung oder auch durch einen Unfall entstehen. Im letzten Fall lässt sich der Arm meist schlagartig kaum noch bewegen, und die Schulter tut weh.
Um die Diagnose stellen zu können, möchte die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wissen, wie lange die Beschwerden bereits bestehen. Zudem untersucht die Fachperson auch die Schulterregion. Bei Verdacht auf einen Sehnenriss wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Am zuverlässigsten erfolgt die Diagnose mit einer Arthro-Magnetresonanztomographie (Arthro-MRI) unter Verwendung eines Kontrastmittels, das ins Gelenk injiziert wird. Sowohl mit Ultraschall als auch mit dem Arthro-MRI lässt sich das Ausmass der Verletzung einordnen.
Kleine Risse oder Teilrisse können selbst verheilen
Das Ziel einer Behandlung ist es, die Schmerzen zu eliminieren und auch die vollständige Beweglichkeit der Schulter wiederherzustellen. Kleine Risse oder Teilrisse der Sehne können – begleitet von einer konservativen Therapie – von selbst verheilen. Zudem kann die übrige Schultergürtelmuskulatur Ausfälle sehr gut kompensieren. Dadurch kann sich die Beweglichkeit wieder normalisieren.
Operation bei grossen Rissen
Bleiben die Beschwerden aber bestehen, kann sich ein Riss ausdehnen. Deshalb sollte man mit einer operativen Therapie nicht zu lange warten. Empfohlen wird sie immer dann, wenn der Sehnenriss gross ist oder an einer ungünstigen Stelle liegt. Wird bei grösseren Rissen der Rotatorenmanschette zu lange zugewartet, zieht sich das Gewebe zurück, und es entsteht ein Defekt, der mit den üblichen Methoden nicht mehr reparierbar ist.
Aus Sicht des Schulterspezialisten sollten operationsbedürftige Risse versorgt werden, solange die Gewebekonditionen gut sind und die Wiederherstellung ein gutes Resultat verspricht. In aller Regel erfolgt die Operation arthroskopisch. Dabei wird die angerissene Sehne wieder an ihrem Knochenansatz verankert, mit dem Ziel, die Funktion wieder herzustellen und Folgeschäden zu verhindern.