Heuschnupfen: Wäre eine Desensibilisierung sinnvoll?

Noch vor 100 Jahren war Heuschnupfen in der Schweiz weitgehend unbekannt. Heute leiden rund 20 Prozent der Bevölkerung an einer Pollenallergie. Die Beschwerden wie Niesen, laufende oder verstopfte Nase und juckende, tränende Augen können schon im Kleinkindalter auftreten und auch zeitlebens zunehmen und sogar zu neuen Allergien führen. Sie können sich also, wie von Ihnen vermutet, verändern.
Klimawandel spielt tatsächlich eine Rolle
Die Beschwerden können im Alltag sehr störend sein und zu Müdigkeit, schlechter Lebensqualität und vor allem Fehltagen in Schule und Beruf führen, sie sind deshalb keine Lappalie. Tatsächlich spielt auch der Klimawandel eine Rolle. Allergieauslösende Pflanzen setzen ihre Pollen früher und stärker frei. Invasive und sehr allergene Pflanzen wie Ambrosia können sich besser ausbreiten. Die Kombination aus Luftverschmutzung und Pollen kann zusammen mit der höheren Allergenität der Pollen die allergische Reaktion verstärken.
Neben Medikamenten zur Linderung der akuten Beschwerden steht Ihnen auch eine Behandlung zur Verfügung, welche die Ursache der Allergie bekämpft. Diese nennt sich Allergie-Immuntherapie (AIT), auch Desensibilisierung genannt. Dabei wird der Körper schrittweise an das Allergen (z.B. Pollen oder Hausstaubmilben) gewöhnt, um die allergische Reaktion langfristig zu verringern. Sie kann bei Kindern ab fünf Jahren und bei Erwachsenen durchgeführt werden, wenn eine Allergie nachgewiesen wurde. Dabei wird getestet, ob der Körper Antikörper gegen bestimmte Stoffe wie Pollen oder Hausstaubmilben bildet und die Beschwerden mit diesen Stoffen auch in Zusammenhang stehen.
Hauttests, Blutentnahmen und Gespräche
Hierzu sind neben Hauttests (sog. Pricktest) und Blutentnahmen also auch Gespräche zur Sammlung der Beschwerden und Erkennung möglicher Auslöser vorab durch Fachpersonen wichtig und notwendig, Allergietests «to go» alleine, wie sie aktuell häufig angeboten werden, bringen hierbei wenig bis nichts. Es gibt zwei Formen der AIT. Zum einen Tabletten oder Tropfen für die sublinguale Immuntherapie (SLIT) zur Anwendung unter der Zunge: Diese werden täglich zu Hause eingenommen, die erste Einnahme erfolgt unter ärztlicher Aufsicht. Zum anderen die subkutane Immuntherapie (SCIT) - mit Spritzen unter die Haut. Diese werden immer durch Fachpersonen verabreicht. Die ersten Spritzen gibt es wöchentlich, später in Abständen von mehreren Wochen. Die Behandlung dauert bei beiden Formen mindestens drei Jahre, damit der Erfolg langfristig ist. Ein Vorteil der AIT ist deshalb, dass die Wirkung auch nach Ende der Therapie anhält. Nebenwirkungen sind meist mild; wie Jucken im Mund (SLIT) oder Schwellungen an der Einstichstelle (SCIT). Schwere allergische Reaktionen sind selten, aber in der Arztpraxis und im Spital vorbereitet behandelbar.
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