Hochkarätige Gäste referierten am ersten «Procto Day» des LUKS
«Nationale und internationale Koryphäen teilten ihre Erkenntnisse über Behandlungsansätze und Operationstechniken für komplexe Analfisteln, Rektumprolaps und anale intraepitheliale Neoplasien», blickt Dr. sc. med. Dr. med. Roxane D. Staiger, Organisatorin und Leiterin der Proktologie am LUKS, zufrieden auf den Anlass zurück. Rund 100 Gäste nahmen physisch oder digital teil.
Von Seiten des LUKS traten neben Staiger auch Dr. med. Markus Gass, Leitender Arzt der Viszeralchirurgie, und Dr. med. Stephan Baumeler, Co-Chefarzt der Gastroenterologie, als Redner auf. Ergänzt wurde das Trio von Prof. Dr. med. Matthias Turina, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie des Universitätsspitals Zürich und den beiden Gästen aus London Mr. Phil Tozer und Mr. Janindra Warusavitarne.
Minimalinvasive Methode bei komplexen Analfisteln
Der Kontakt kam zustande, weil Staiger vor vier Jahren ein Fellowship in London absolvierte. Dabei lernte sie die sogenannte VAAFT-Technik (Video assistierte anale Fisteltherapie) kennen, welche am Procto Day umfassend vorgestellt wurde. Diese minimal-invasive Behandlungsmethode wird in England viel häufiger als in der Schweiz angewendet. Roxane Staiger ist eine der wenigen Chirurginnen in der Schweiz, die auf diese Methode setzt. Sie operiert jährlich gegen 30 Patientinnen und Patienten.
Bei komplexen Analfisteln handelt es sich um röhrenförmige, entzündliche Verbindungen zwischen dem Inneren des Enddarmes und der Haut. Es kommt zu Eiteransammlungen, was für die Patientinnen und Patienten sehr schmerzhaft ist. Bei der VAAFT-Technik wird ein wenige Millimeter durchmessendes Endoskop eingeführt, um die Fistel von innen zu untersuchen und mitsamt ihren Verästelungen zu therapieren. «Es ist die einzige Methode, mit der man dank der Mini-Kamera verborgene Fistelgänge oder Fistelöffnungen auffinden und gleichzeitig therapieren kann,» sagt Staiger. Mit einer speziellen Elektrode wird das Fistelgewebe von innen verödet ohne grosse Wunden zu verursachen.
Dass die Operation minimalinvasiv stattfindet, wirkt sich positiv auf die Wunde aus. Dies führt in aller Regel zu weniger Schmerzen und zu einer schnelleren Wundheilung. «Auch der Schliessmuskel wird geschont», sagt Staiger. «Nichtsdestotrotz – eine Analfistel bleibt eine komplexe und unterschätze Erkrankung. Der Heilungsprozess verläuft häufig langsam und benötigt mehrere Eingriffe.»
Proktologie entwickelt sich laufend weiter
Fortbildungen wie der Procto Day verdeutlichen, dass sich Ärztinnen und Ärzte des LUKS mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz und auf der ganzen Welt vernetzen und so von gegenseitigem Wissen profitieren können. Dies stets mit dem Ziel, die Behandlungsqualität zu verbessern und die Patientensicherheit zu erhöhen.
«Dass sich Expertinnen und Expertinnen der Proktologie, Kolorektalchirurgie und Gastroenterologie zum gemeinsamen Austausch getroffen haben, war inspirierend und sehr wertvoll», fasst Staiger zusammen. Die Proktologie sei eine Disziplin, die sich laufend weiterentwickle und neue Therapien hervorbringe. Die gegenseitige Vernetzung helfe, auf dem neusten Stand zu bleiben. Staiger ist zuversichtlich, 2025 einen zweiten Procto Day durchzuführen.