Ist Wandern im «roten Bereich» gefährlich für mein Herz?
Sie stellen eine wichtige Frage. Weil wir heute dank elektronischen Hilfsmitteln die Herzfrequenz so einfach messen können, beschäftigen wir uns auch häufiger als früher damit. Pulsuhren sind komfortabel und bieten praktische Funktionen fürs Training und die Gesundheitsüberwachung. Für die Herzfrequenzmessung sind sie aber nur beschränkt tauglich.
Die normale Herzfrequenz in Ruhe ist 60 bis 100 pro Minute. Sie zeigt die Anzahl Herzaktionen pro Minute, während der Puls die Anzahl spürbarer Druckwellen des Bluts in den Arterien nach dem Herzschlag wiedergibt. Ein ungewöhnlich hoher Puls kann auf Herz-Kreislauf-Probleme hindeuten. Verschiedene Faktoren können zu einer höheren Frequenz führen, etwa körperliche Anstrengung, Schmerzen, Fieber, Angstzustände usw.
Anstieg ist individuell verschieden
Der Anstieg der Herzfrequenz bei körperlicher Belastung ist individuell unterschiedlich und hängt relativ stark vom Trainingsstand ab. Professionelle Sportler wie Rennvelofahrer haben beispielsweise einen sehr tiefen Ruhepuls und darum einen relativ trägen Anstieg der Herzfrequenz unter Belastung. Bei Untrainierten ist die Herzfrequenz bereits in Ruhe leicht erhöht und steigt bei Belastung relativ schnell an.
Im Allgemeinen ist ein Puls von 100 bis 150 Schlägen pro Minute beim Wandern normal. Steigt Ihr Puls unter Anstrengung stark, ist das auch in Ordnung, solange Sie als regelmässige Wanderin relativ gut trainiert sind. Der von Ihnen beschriebene steile Anstieg der Herzfrequenz widerspiegelt mit grosser Wahrscheinlichkeit die starke körperliche Belastung und ist so normal.
Schneller Puls darf nicht von Atemnot begleitet sein
Wichtig ist allerdings, dass Sie nebst dem auf der Uhr angezeigten schnellen Puls keine weiteren besorgniserregenden Symptome haben, also weder unter Atemnot noch unter Druck auf der Brust oder Bewusstlosigkeit leiden. Die übliche Formel für den normalen Pulsbereich lautet: 180 minus Lebensalter plus 10 Prozent. Doch ist jeder Mensch unterschiedlich, solche Standartwerte sind mit Vorsicht zu geniessen. Solange Sie sich auf einer Wanderung noch gut mit Ihrer Begleitperson unterhalten können, bewegen Sie sich im grünen Bereich.
Ihr Gespür hilft bei der Einschätzung
Sollten obige Symptome auftreten, rate ich Ihnen, mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin darüber zu reden. Bestehen Zweifel, hilft in der Regel ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG). Damit lässt sich herausfinden, ob die schnelle Herzfrequenz ein normaler Rhythmus (Sinus-Rhythmus) ist oder ob es sich dabei um eine Rhythmusstörung handelt. Ist das alles nicht der Fall, geniessen Sie Ihre Wanderungen ohne allzu häufigen Blick auf die Uhr. Ihr Gespür lässt Sie in der Regel nicht im Stich.