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Können Geräte wie Smartphones die Augen schädigen?

Mein Sohn (13) verbringt viel Zeit mit seinem Handy. Morgens checkt er soziale Medien, im Schulbus surft und spielt er, abends schaut er stundenlang Filme auf dem kleinen Bildschirm. Seine Augen sind oft gerötet oder trocken. Kann dieses Verhalten seine Sehkraft beeinträchtigen? Ist es bei Erwachsenen ähnlich? Je kleiner der Bildschirm, desto mehr muss man sich konzentrieren, sagt unser Spezialist. Wir blinzeln zu wenig, die Augen trocknen aus, das kann gar Kurzsichtigkeit auslösen.
3. November 2023
Lesezeit: 2 Minuten
Thiel Michael WebseiteBanner
Prof. Dr. Dr. Michael Thiel, Chefarzt Augenklinik, Luzerner Kantonsspital (LUKS)

Trockene und gerötete Augen wegen stundenlanger Verwendung von Smartphones sind bei Kindern und Erwachsenen ein häufiges Problem. Eine Nutzungsdauer über zwei Stunden täglich führt vermehrt zu trockenen Augen.  Die tägliche Zeit am Bildschirm wird meist unterschätzt. Eine Studie an amerikanischen Schulkindern im Alter von 9 und 10 Jahren ergab eine durchschnittliche Smartphone-Bildschirmzeit von 3.8 Stunden pro Tag.  

Im fahrenden Bus braucht es mehr Konzentration

Der Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und trockenen geröteten Augen ist gut untersucht. Je kleiner der Bildschirm und je konzentrierter man in die Bildschirmaktivität involviert ist, desto häufiger sind trockene Augen. Besonders Videospiele, bei denen der Betrachter konzentriert das Geschehen auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm verfolgt und reagieren muss, führt oft zu trockenen Augen. Zudem benötigt Ihr Sohn für das Lesen auf einem Smartphone beispielsweise in einem rüttelnden Schulbus mehr Konzentration als fürs Lesen in einem ruhigen Wohnzimmer. 

Die Ursache für die trockenen roten Augen bei konzentrierter Betrachtung liegt in der reduzierten Frequenz des Blinzelns der Augenlider. Bei einem entspannten Blick in die Ferne blinzeln Menschen zirka 16 bis 22 Mal pro Minute. Dadurch werden die Augen gut befeuchtet. Wird an einem grösseren Computerbildschirm gelesen, blinzeln wir noch zirka 10 Mal pro Minute, womit der Tränenfilm vermehrt verdunstet. Bei konzentriertem Videospiel auf dem Smartphone kann die Blinzelfrequenz auf 4 bis 6 Lidschläge pro Minute sinken.  

Eine zu schwache Lesebrille reduziert Lidschläge auch

Andere typische Situationen mit wenig Lidschlägen sind bei Erwachsenen ab zirka 45 Jahren das konzentrierte Lesen ohne oder mit zu schwacher Lesebrille. Bei Videospielen konnte zudem gezeigt werden, dass nicht nur die Anzahl der Lidschläge massiv abnimmt, sondern auch bis zu 60 Prozent der Lidschläge unvollständig sind. Mit den unvollständigen Lidschlägen versuchen wir unbewusst, unsere Reaktionszeit für das Videospiel nochmals zu verkürzen.  

Trockene und dadurch gerötete Augen sind unangenehm, aber meist harmlos. Die einfachste Behandlung sind regelmässige Bildschirmpausen und bei Erwachsenen eine korrekt auf die Bildschirmdistanz angepasste Arbeits- und Lesebrille. Reicht dies nicht, dann helfen künstliche Tränen.  

Regelmässige Pausen können helfen

Langes und konzentriertes Lesen mit kurzem Abstand zwischen Auge und Bildschirm kann bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zusätzlich zu Kurzsichtigkeit führen. Dies wurde insbesondere in Asien gezeigt. Regelmässige Bildschirmpausen und vor allem der Aufenthalt im Freien mit Blick in die Ferne helfen die Entwicklung und das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit zu reduzieren. Empfohlen werden Bildschirmpausen von 10 Minuten nach zirka 30 bis 45 Minuten lesen.  

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