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LUKS-Innovation reduziert Strahlendosis auf weltweit tiefstes Niveau

Bei einem minimalinvasiven Eingriff an der Aorta (Hauptschlagader) ist das Behandlungsteam täglich einer gewissen Röntgenstrahlung ausgesetzt. Das Chirurgenteam der Gefässchirurgie am Luzerner Kantonsspital (LUKS) hat darum Standards entwickelt, welche die Strahlenbelastung bei der Behandlung von Aorten-Aneurysmen auf das weltweit niedrigste Niveau reduzieren können. Dies erfolgt im Hybrid-Operationssaal, ohne die Bildqualität und die Präzision des Eingriffs zu beeinträchtigen.
10. Dezember 2023
Lesezeit: 3 Minuten

Im Fall eines Aorten-Aneurysmas ist die Hauptschlagader durch eine Schwachstelle in der Gefässwand ballonförmig erweitert. Um einen lebensbedrohlichen Aortenriss zu verhindern, werden Aneurysmen an der Aorta im Bogenbereich, im Brustkorb oder im Bauchbereich in vielen Fällen ab einer Grösse von 5 Zentimetern oder wenn sie schnell wachsen minimalinvasiv mit der sogenannten «endovaskulären Aorten-Reparatur» (EVAR) behandelt. 

Kathetereingriff im Hybrid-OP 

Dabei wird ein Katheter über die Leiste in die Aorta eingeführt und das Aneurysma mit einem ummantelten Stent (Gefässstütze) von innen überbrückt. Eine navigierte Hochleistungs-Röntgenanlage mit Roboterarm im Operationssaal (Hybrid-OP) ermöglicht dem Chirurgenteam während des Eingriffs die präzise Steuerung und Platzierung von Katheter und Stent. Das OP-Personal ist dabei einer Strahlenbelastung ausgesetzt. Durch Bleiabschirmungen und -brillen sowie Abstand wird diese minimiert. Die Belastung wird als sogenanntes Dosisflächenprodukt in der Einheit «Gray mal Quadratzentimeter» (GY*cm2) angegeben. In Hybrid-OPs reicht sie bei Standard-EVAR-Prozeduren gemäss Literatur bis zu 200 Gy*cm2. Werte unter 20 werden lediglich in weltweit führenden Zentren erreicht, im internationalen Alltag der Spitäler liegen diese zwischen 40 und 260 Gy*cm2. 

Weltweit geringste Strahlenbelastung

Dem Gefässchirurgenteam des LUKS ist es im Rahmen eines Kooperationsprojektes gelungen, gemeinsam mit einem Industriepartner die Anwendung einer Technologie weiterzuentwickeln, mit der die Strahlendosis im Hybrid-OP drastisch auf Werte unter 5 Gy*cm2 im Routinebetrieb reduziert werden kann – bei gleichzeitig hervorragender Bildqualität. Zudem wurde der niedrigste je angegebene Wert von noch 2,4 Gy*cm2 erzielt.   

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Die massiv geringere Strahlendosis ist nicht nur wichtig für die Patientensicherheit, sondern auch für die Gesundheit unseres Personals.

Prof. Dr. med. Maani Hakimi, Co-Chefarzt Gefässchirurgie

Entscheidend sind dabei die standardisierte Operationsmethode und die Einteilung der Operation in Abschnitte, sogenannte Meilensteine. Der als «Luzerner EVAR-Meilenstein-Ansatz» (LEMA) bezeichnete Prozedurablauf benutzt eine hochentwickelte Software, standardisierte Prozesse und basiert auf intensiver Teamausbildung und -training. 

Standardeinstellung aus Luzern wird weltweit ausgeliefert

Im Rahmen von Versuchen an «Dummies» aus Plexiglas bzw. mit Wasserfüllung wurde die automatisierte Abgabe der Röntgenstrahlen untersucht. Deren Intensität wird bei dieser Technologie durch eine Software gesteuert.  Über die Geräteprogrammierung können die Chirurginnen und Chirurgen die abgegebene Röntgenintensität beeinflussen. Dazu bedarf es einer profunden Kenntnis des technischen Hintergrunds und einer Umstellung der Operationsschritte auf die angepassten physikalischen Bedingungen.

Gemeinsam mit dem Industriepartner, dem Hersteller des Hybridoperationssaals, wurden die Ergebnisse in die Einstellungen der Software integriert und werden nun weltweit als Standardeinstellung mit dem Erwerb eines neuen Hybrid-OPs ausgeliefert. 

Mehr Sicherheit für Mitarbeitende

«Die massiv geringere Strahlendosis ist nicht nur wichtig für die Patientensicherheit, sondern auch für die Gesundheit unseres Personals», erklärt Prof. Dr. med. Maani Hakimi, Co-Chefarzt Gefässchirurgie am LUKS. «Um die Strahlendosis auf einen Zehntel bis einen Hundertstel der üblichen Dosis zu reduzieren, sind neben der spezialisierten Technologie angepasste Abläufe und ein gut trainiertes OP-Team entscheidend. Diesen Ansatz haben wir über mehrere Jahre entwickelt und werden ihn in einer internationalen Fachzeitschrift anhand eines konkreten Patientenfalls publizieren.» 

Der Artikel wurde zur Publikation eingereicht. 
 

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