Ohne Vorbild fürs «zweite Leben» lernen

«Ich plane nicht so weit im Voraus», meint Christoph Weis. «Vielleicht ein Jahr.» Das ist eher untypisch für eine ärztliche Karriereplanung. Auch dass das Ziel noch vage ist, macht ihm keine Sorgen. Doch genau genommen, ist bei ihm gar nichts typisch. Christoph ist ein Pionier in eigener Sache. Seit seiner Querschnittlähmung ist er daran, sich als Arzt zu finden. Vorbilder dazu gibt es kaum.
Christophs «zweites Leben» begann 2011. Nach bestandenem Abitur war ein Sozialjahr geplant. Er genoss den Sommer, hatte einen Minijob und war am besagten Tag morgens zum Einkleiden beim Rettungs- und Sanitätsdienst der Malteser in Freiburg im Breisgau, seiner Stadt. Vorfreude, denn da würde er bald sein Praktikumsjahr beginnen. Just an diesem Abend raste Christoph mit dem Rad in ein Auto. Seine Fast-Kollegen vom Malteserdienst waren die Retter vor Ort. Dieser Tag ist seitdem eine Art Gedenktag, auch für seine Familie.
Eine Art Glück im Unglück
Einige Fakten dazu schafften Klarheit: Die Verletzung des Rückenmarks war derart gravierend, dass die Diagnose eine bleibende Lähmung war. Arme und Hände funktionierten. Und sein Gehirn blieb unverletzt. Es folgten Monate in der Klinik und in der Rehabilitation. Was würde jetzt noch werden? Das galt es langsam herauszufinden.
Medizinstudium und den Körper neu kennenlernen
Christoph konnte mit Support und Disziplin ins Medizinstudium starten und dieses erfolgreich abschliessen. Im praktischen Jahr auf einer Pädiatrieabteilung war er oft mit Fragen der jungen Patientinnen und Patienten konfrontiert. Das war ein wichtiger Teil der Angewöhnung. Bis heute ist die Pflege seines Körpers sehr zeitintensiv. Warnsignale spürt er nicht. Daher muss er immer alles sorgfältig abchecken. Gesund bleiben ist seine Devise.
Christoph arbeitete als Assistenzarzt in Paraplegikerzentrum SPZ Nottwil. Dabei hat er festgestellt, dass «Querschnittslähmung» in der Schweiz ein bekannter Begriff ist. Heute arbeitet er am LUKS Wolhusen und steht mitten in seiner Facharztausbildung Physikalische Medizin und Rehabilitation. Wohin es ihn nach der Ausbildung zieht, ist noch offen. Vielleicht bleibt er weiterhin am Spital oder er wird Hausarzt. Er lässt sich mit der Entscheidung noch Zeit. Und frönt zwischendurch seinen Hobbies, die da sind: Langlaufen im Goms, Handbiken auf Melchsee-Frutt, Ausflüge auf dem Sempachersee.
Dieser Beitrag erschien im Januar 2025 im luksimpuls, dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LUKS Gruppe.
