Optimierte Prozesse im Operationsaal verbessern Behandlungsqualität
Teamarbeit prägt den Alltag am Luzerner Kantonsspital (LUKS). Gemeinsam sorgen wir für das Wohl unserer Patientinnen und Patienten. Jene Orte, wo Zusammenarbeit besonders entscheidend ist, sind die Operationssäle. Hier arbeiten Fachleute aus Chirurgie, Anästhesie, Pflege oder OP-Technik eng zusammen. Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am LUKS Luzern hat nun ein breit abgestütztes Projekt umgesetzt, um Prozesse zu optimieren und die Effizienz im Operationssaal zu erhöhen.
Bis vor Kurzem führte das LUKS drei Hüftgelenkersatzoperationen an einem vollen Operationstag durch. Unterschiedliche chirurgische Prozesse, fehlende technische und digitale Hilfsmittel sowie eine fragmentierte Kommunikation zwischen den Teams wurden als Hindernisse für eine effizientere Behandlung identifiziert. Die nur zum Teil vorhandene Prozessstandardisierung führte zu einer schlechten Auslastung des Operationssaals. «Unsere OP-Kapazität ist ein Flaschenhals zur schnelleren Behandlung von mehr Patientinnen und Patienten. Es liegt in unserem ureigenen Interesse, den OP-Bereich effizient zu organisieren», sagt PD Dr. med. Björn-Christian Link, Chefarzt und Leiter des Standorts Luzern der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Umfassender Massnahmenkatalog
Durch datengestützte Analysen konnten die Bereiche mit dem grössten Potenzial identifiziert werden. Zudem wurden Mitarbeitende aller Berufsgruppen konsultiert, was weitere Probleme aufzeigte. Gemeinsam wurden die Massnahmen zur Verbesserung etabliert. Der Einbezug aller an der Behandlung Beteiligter steigerte die Akzeptanz der beschlossenen Änderungen.
Umgesetzte Änderungen und Best Practices
- Optimierte chirurgische Verschlusstechniken: Ein innovatives System zum Verschliessen der Haut mit Klebstoff reduziert die Anzahl der zu verschliessenden Schichten und spart so bei jeder Operation Zeit.
- Digitalisierte chirurgische Arbeitsabläufe: Die Digitalisierung des Arbeitsablaufs bildet transparent die standardisierten Schritte ab, verbessert die Therapietreue und Konsistenz der chirurgischen Verfahren und minimiert Prozessabweichungen, wodurch die Vorhersagbarkeit der nächsten Schritte für alle zuverlässig wird
- Freihändige Retraktorsysteme: Diese Technologie reduziert den Bedarf an manueller Unterstützung während der Operation und ermöglicht eine effizientere Nutzung der Zeit des Operationsteams.
- Effiziente Abdecktücher: Verbesserte Abdecktechniken minimieren die Einrichtungszeit.
- Maximale Nutzung von Einleitungs- und Lagerungsräumen: Die effiziente Nutzung dieser Räume zusammen mit einer Erhöhung des Stellenschlüssels ermöglicht die gleichzeitige Vorbereitung der Patientinnen und Patienten und reduziert die Leerlaufzeiten zwischen den Operationen.
- Abgestimmter Kommunikationsfluss: Eine offene Kommunikation zwischen den Teammitgliedern sorgt für eine verbesserte Koordination der einzelnen Prozessschritte, wodurch Verzögerungen reduziert und die Gesamteffizienz gesteigert werden kann.
- Mehr Verbindlichkeit: Durch eine verbesserte Aufarbeitung der Akten und eines abschliessend präoperativen Plans wird die Verbindlichkeit deutlich erhöht und somit der Patientenprozess während des OP-Tages deutlich stabiler.
Durch all diese Massnahmen wurde die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit zwischen den einzelnen Teammitgliedern verbessert. Björn-Christian Link lobt den Willen und die Bereitschaft aller Beteiligten, namentlich der Anästhesie, der OP-Koordination, der OP-Technik, der OP- und Lagerungspflege, der Sprechstunden, der Tagesklinik, der Physiotherapie, des Aufwachraums, der Pflege, des Reinigungsdienstes, der Patientendisposition und des Austrittsmanagements.
Verbesserter Teamgeist
Durch die Optimierung der Abläufe konnte das LUKS seine OP-Kapazität von drei Hüftoperationen an einem vollen OP-Tag auf fünf Hüftoperationen innerhalb eines halben Tages steigern. Diese Verbesserungen ermöglichen es, mehr Patientinnen und Patienten zu behandeln und gleichzeitig die Gesamtbelastung zu verringern. Dies verbessert die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und fördert die Attraktivität als Arbeitgeber für junge Talente.
«Der Fokus bei diesem Projekt liegt klar auf dem Patientenprozess. So haben alle Teams die Personalressourcen an diesen Tagen auf ein dafür optimiertes Niveau angehoben. Wir zeigen damit, dass so eine überproportionale Steigerung an medizinischer Qualität und Wirtschaftlichkeit erreicht werden kann», sagt Romedi Benz, Leitender Arzt der Klinik für Anästhesie.
«Es ist sehr wertvoll, in einem so gut organisierten Umfeld zu arbeiten», sagt Michèle Kuhn, Fachfrau OP-Technik. «Wir können die OP-Säle besser auslasten – wir sind schneller, konzentrierter und jeder kennt seine Rolle», sagt Kuhn.
«Wir sind unglaublich effizient geworden», ergänzt Dr. med. Pascal Haefeli, Leitender Arzt Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Möglichkeit, in der gleichen OP-Kapazität mehr Patientinnen und Patienten zu behandeln, ohne Abstriche bei der Qualität machen zu müssen, sei ein echter Wendepunkt. «Zudem konnten wir den Teamgeist verbessern –alle ziehen am gleichen Strang, von der chirurgischen Versorgung bis zum Reinigungsdienst», so Haefeli.
Optimierungen auf andere Fachbereiche ausweiten
Für Björn-Christian Link ist das Projekt ein Beweis der Innovationstätigkeit und dem Veränderungswillen am LUKS. Die gewonnenen Erfahrungen sollen nun auf die anderen Standorte der standortübergreifenden Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie übertragen werden. Es ist auch möglich, dass andere Fachbereiche von den gewonnen Einblicken profitieren. Potenzial sieht Link in der Gruppierung von Patientinnen und Patienten für elektive Eingriffe. «Ein gut eingespieltes Team ist für die erfolgreiche Durchführung solcher Operationen unerlässlich», so Link.
Einerseits kann dadurch die Qualität der Eingriffe weiter verbessert werden und nicht zuletzt ist ein effizient organisierter OP-Betrieb für die Wirtschaftlichkeit der Spitäler entscheidend. «Solche Projekte werden an Bedeutung gewinnen. Wichtig ist, dass sie breit abgestützt und die Vorteile für alle klar ersichtlich sind. Das nächste Projekt zur Effizienzsteigerung ist bereits initiiert worden», sagt Link stolz. «Frakturversorgungen an der oberen Extremität werden neu gebündelt von einem standortübergreifenden Team in Sursee operiert.» Auch dieses Projekt steigere die Effizienz und verbessere die Patientenversorgung.