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Rehabilitation und Spezialsprechstunde für Long-Covid

Erste Untersuchungen zeigen die langfristigen Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Die Höhenklinik in Montana hat Therapien entwickelt, die individuell auf die Symptome abgestimmt sind. Derweil richtet das LUKS eine spezifische Sprechstunde für Betroffene ein.
3. August 2021
Lesezeit: 3 Minuten
Covid-Station im ZIM

Bei nicht wenigen Erkrankten mit Covid-19 dauern Krankheitserscheinungen über mehrere Monate an. Die Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion hat die Zürcher Kohortenstudie mittels der Gesundheitsdaten von 431 Betroffenen erfasst. Danach zeigten in der Akutphase 89 Prozent Symptome der Erkrankung, 19 Prozent wurden hospitalisiert. Nach sechs bis acht Monaten fühlte sich ein Viertel der ehemals Erkrankten noch nicht vollständig genesen, etwa die Hälfte litt noch unter Müdigkeit (Fatigue), ein Viertel hatte leichte Atembeschwerden (Dyspnoe Grad 1) und ebenso viele zeigten Symptome einer Depression. Jeder zehnte initial Hospitalisierte musste erneut hospitalisiert werden. Eine Hospitalisierung vergrössert das Risiko für Long-Covid. So zeigte eine im Mai 2021 präsentierte französische Kohortenstudie mit 4310 hospitalisierten Patienten bei 60 Prozent fortdauernde Symptome nach sechs Monaten, ein Drittel der Patienten war noch nicht arbeitsfähig.

Symptome über zwölf Wochen

Noch gibt es keine einheitliche Definition von Long-Covid. Es wird aber davon ausgegangen, dass eine längerfristige Erkrankung vorliegt, wenn Symptome wie Müdigkeit, Atembeschwerden, Thoraxschmerzen, Husten oder Verlust des Geruchssinns über zwölf Wochen anhalten.

Die Luzerner Höhenklinik in Montana hat für Long-Covid-Betroffene ein Rehabilitationsprogramm entwickelt, das auf die individuellen, strukturellen und funktionellen Defizite eingeht. Entwickelt wurde das Programm nach den Richtlinien für pneumologische, kardiologische, psycho-somatische, internistische und muskuloskelettale Rehabilitation. Die Therapie ist entsprechend multi- und interdisziplinär. Für die Diagnose von Long-Covid und den Ausschluss anderer Erkrankungen hat das LUKS Luzern eine spezielle Sprechstunde eingerichtet. 

Fallzahlen Covid
Fallzahlen für Schweiz und Liechtenstein und den Kanton Luzern

Rehabilitationsmassnahmen nach Defiziten

Körperfunktion

Lungenleistung und Atmung 
Muskelkraft (peripher) 
Kardiopulmonale Ausdauer  
Propriozeption

Spezifisches apparatives Atemmuskeltraining
Medizinische Trainingstherapie (MTT)
Ausdauertraining
Koordinations- und Gleichgewichtstraining

Körperstruktur

Gewichtsabnahme,  Muskelmasse (peripher) 

Bio-Impedanz-Messung  konsekutive Ernährungsanpassung

Partizipation

Depression / Angst 
Fatigue
Atemnot

Psychoedukation, Psychotherapie
Anpassung der Tagesstruktur
Psychotherapie (Co pingstrategien)

Wenn die Covid-Beschwerden lange anhalten

Eine Infektion mit dem Coronavirus kann harmlos verlaufen und doch monatelang Beschwerden verursachen. Langfristig ist die Prognose nach heutigem Wissenstand gut. Für Diagnose und  Behandlung richtet das LUKS neu eine Sprechstunde für Long-Covid-Patienten ein.

Die meisten Menschen erholen sich rasch und vollständig von ihrer Covid-19-Infektion. Bei bis zu 10 Prozent der Erkrankten können die Symptome auch über längere Zeit anhalten und sich in ihrer Qualität verändern. Im Vordergrund stehen meist eine chronische Müdigkeit und Belastungsintoleranz sowie Konzentrationsschwierigkeiten («brain fog»). Die Symptomdauer variiert stark von wenigen bis mehreren Monaten. Erst dann spricht man von einem Long-Covid- oder Post-Covid-Syndrom.

Die Ursache ist unklar

Weshalb sich die Erholung bei manchen Infizierten verzögert, ist unklar. Infrage kommen vor allem drei Möglichkeiten: eine Entzündungsreaktion bei noch vorhandenen Virusbestandteilen im Körper, eine anhaltende Entzündung ohne weitere Virenbeteiligung oder eine Autoimmunreaktion gegen das eigene Gewebe.

Häufig ist die eigentliche Covid-Infektion eher harmlos verlaufen. Eine verzögerte Erholung ist bereits von anderen Infektionskrankheiten bekannt. Von diesen Zuständen weiss man, dass Inaktivität das Problem vergrössert und dass zu grosse Belastungen den Körper und die Energiereserven überfordern.

Meist lange Dauer, aber gute Prognose

Im Rahmen einer Konsultation in der Long-Covid-Sprechstunde geht es deshalb unter anderem um die Information der Patienten. Oft ist es bereits beruhigend zu erfahren, dass solche Beschwerden mehrere Monate dauern können, aber nach heutigem Wissen meist eine gute Prognose haben. Weiter müssen mit spezialmedizinischen Folgeuntersuchungen Alternativdiagnosen ausgeschlossen werden. Schliesslich geht es um die Wahl einer geeigneten Therapie und Anbindung an ambulante physiotherapeutische und ergotherapeutische Einrichtungen.

Dabei lernen die Betroffenen die eigenen Grenzen kennen und respektieren. Die Belastung wird entsprechend angepasst (das sogenannte Pacing). Je nachdem, welche Symptome im Vordergrund stehen (z.B. Kurzatmigkeit, Konzentrationsschwäche, Schmerzen, Angstgefühl, Müdigkeit usw.), kann gemeinsam mit anderen Fachrichtungen eine geeignete Therapieform besprochen und ausgesucht werden.

Im Moment werden die Patientinnen und Patienten im Rahmen der Infektiologie-Sprechstunde am LUKS betreut. Für schwere Verläufe mit fehlender Besserung unter ambulanten Bedingungen kommen stationäre Rehabilitationsprogramme infrage wie beispielsweise jenes des LUKS Montana (wie eingangs beschrieben).

Dieser Beitrag erschien im Juni 2021 im «luksmagazin» Nr. 20, dem Magazin für Hausärzte und Zuweiserinnen und Zuweiser

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