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Revision von Kunstgelenken: Komplexer Eingriff oder Routine?

Zehn Jahre nach einer primären Gelenkersatz-Operation sind noch mindestens 90 Prozent der Knie- und Hüft-Endoprothesen intakt. Doch die Bedeutung der sogenannten Revisions-Endoprothetik steigt: Die älter werdende Bevölkerung ist vermehrt auf solche Eingriffe angewiesen, etwa wegen mechanischer Lockerungen. Standortübergreifend erfahren alle Patientinnen und Patienten am LUKS eine optimale Behandlung.
20. September 2023
Lesezeit: 4 Minuten
jens decking quer
PD Dr. med. Jens Decking, Chefarzt Orthopädie, Sursee

Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) verstärkt die Zusammenarbeit im Verbund und bildet eine standortübergreifende Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Kanton Luzern. Dies garantiert hohe Qualität, mehr Flexibilität und sichert hochqualifizierten Nachwuchs von Fachärztinnen und Fachärzten (zum ausführlichen Beitrag). Im Folgenden geht Dr. med. Jens Decking auf die Entwicklung der Orthopädie am LUKS Sursee ein.

Der Gelenkersatz an Knie- und Hüftgelenken ist eine sichere und erfolgreiche Massnahme. Die Patientenzufriedenheit mit diesen Operationen liegt bei rund 90 Prozent. Im Allgemeinen können Patientinnen und Patienten davon ausgehen, dass sie mit einer einzigen Operation das Problem einer schmerzhaften Arthrose dauerhaft lösen und Alltagsaktivitäten und Spaziergänge wieder durchführen können. Auch viele Sportarten lassen sich mit Knie- und Hüftprothesen ausüben. So sind zehn Jahre nach einer primären Gelenkersatz-Operation noch mindestens 90 Prozent der Knie- und Hüft-Endoprothesen intakt.

Wenn auch das Revisionsrisiko einer primären Endoprothese individuell gesehen gering ist: Bei etwa zehn Prozent der Fälle ist in langfristiger Betrachtung eine Revisionsoperation notwendig. Aufgrund der hohen Zahl von Primäroperationen fallen in der Schweiz dadurch jährlich mehr als 4500 Revisionsoperationen von Kunstgelenken an. Daher steigt die Bedeutung der Revisions-Endoprothetik auch am LUKS. Angesichts der demographischen Entwicklung ist in den nächsten Jahrzehnten von einem weiteren Wachstum auszugehen.

Beurteilung durch die Spezialisten

Die häufigsten Ursachen für die erneute Operation eines Kunstgelenks sind mechanische Lockerungen der Komponenten, bakterielle Infektionen, periprothetische Frakturen, aber auch Luxationen bei den Hüftgelenken und Bandinstabilitäten an Kniegelenken respektive das Fortschreiten der Arthrose in bisher nicht ersetzten Gelenkgebieten. Die bedarfsgerechte Diagnostik ist an allen LUKS-Standorten Standard und gehört zum Grundangebot. Spezialistinnen und Spezialisten führen eine klinische Untersuchung und Anamnese durch. Zum Ausschluss eines Infekts werden betroffene Gelenke standardmässig geröntgt und häufig mittels einer Punktion des Gelenks untersucht. Ergänzend werden CT, MRI oder nuklearmedizinische Untersuchungen eingesetzt.

 

Komplexe Eingriffe werden mitunter standortübergreifend durch die Experten besprochen.

Nach Beurteilung der Befunde wird die notwendige Behandlung festgelegt. Hierbei werden komplexe Eingriffe mitunter auch durch die Expertinnen und Experten standortübergreifend diskutiert oder durchgeführt. Die Eingriffe zur Revision einer Endoprothese können schnell und einfach sein, wie etwa der alleinige Austausch einer abgeriebenen Gelenkfläche (Polyethylen-Inlay), aber häufig auch sehr komplex und von mehreren Stunden OP-Dauer. 

Zusammenspiel von Technik und Erfahrung

Am Hüftgelenk sind im Fall eines Endoprothesen-Austauschs häufig grosse Knochendefekte vorhanden. Diese können mit Knochentransplantaten oder Knochenzement aufgefüllt oder überbrückt werden, zunehmend auch mit metallischen Augmenten. Diese bestehen häufig aus porösem Metall, in das der Knochen gut einwachsen kann. Im Pfannenbereich kommen Stützschalen mit Verankerung im umliegenden Beckenknochen zur Verwendung und besonders luxationssichere Pfannenimplantate. Die Hüftschäfte sind bei Revisionen meist länger als das Standardimplantat und werden im gesunden distalen Femurknochen verankert. Häufig sind solche Implantate modular aus mehreren Teilen zusammengesetzt.

Am Kniegelenk stehen neben den Knochendefekten auch die Bandinstabilitäten und Weichteilkontrakturen im Vordergrund. Auch hier sind häufig modulare Implantate mit längeren intramedullären Stielen vonnöten. Das Kniegelenk hat im Vergleich zum Hüftgelenk aber einen wesentlich komplexeren Bewegungsablauf. Je nach Verfassung des Gelenks werden verschiedene Koppelungsgrade von Femur- und Tibiakomponente eingesetzt. Dies kann von einem reinen Oberflächenersatz über teilgekoppelte Implantate bis hin zu Scharnier-Endoprothesen gehen, welche bei ausgeprägten Bandinstabilitäten eingesetzt werden.

Da die Patientinnen und Patienten in vielen Fällen älter sind und viele Begleiterkrankungen aufweisen, ist eine interdisziplinäre Vorbereitung dieser komplexen Eingriffe etabliert und notwendig. «Die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen und der Intensivstation am Standort Sursee ermöglicht es, die wachsende Anzahl an komplexen Eingriffen der Revisions-Endoprothetik optimal zu versorgen», so Decking. Die lang-jährige Erfahrung mit Eingriffen in der Routine-Endoprothetik und komplexen Revisionsprothetik sowie die guten Ergebnisse in der Qualitätssicherung SIRIS unterstreichen diese Kompetenz.

Mit der standortübergreifenden Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie können weitere Ressourcen und Expertise der drei Standorte für diese aufwendige Chirurgie genutzt und Betroffenen eine bestmögliche Behandlungsqualität angeboten werden. Gleichzeitig ist eine wohnortnahe Versorgung sichergestellt. Dies ist für Patientinnen und Patienten sowie Zuweisende der Wachstumsregion Sursee-Mittelland von Bedeutung.

Hinweis: Dieser Beitrag ist im luksmagazin erschienen, dem Magazin für Zuweisende der LUKS Gruppe. 

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