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Sind Piercings medizinisch gefährlich?

Unser Sohn möchte sich gerne ein Piercing stechen lassen. Wir sind skeptisch. Worauf sollte er aus medizinischer Sicht besonders achten, dass er das ersehnte Stück später nicht bereut? 10 bis 30 Prozent der Personen haben nach dem Stechen Beschwerden. Es ist darum sinnvoll, sich gut zu überlegen, ob und wo man das Piercing will, sagt Dr. med. Stefan Furrer. Auch hygienisches Arbeiten ist wichtig.
11. November 2024
Lesezeit: 2 Minuten
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So sehr Sie sich auf ein Piercing freuen, dürfen Sie nicht vergessen, dass diese Art Körperschmuck in der Tat Risiken birgt. Gemäss Studien kommt es in 10 bis 30 Prozent der Fälle nach dem Stechen eines Piercings zu Beschwerden. Hauptrisiken sind Infektionen, Blutungen, Ausrisse, Allergien und überschiessende Narbenbildung.

Jedoch sorgen nicht alle Piercings gleich häufig für Komplikationen. Gemäss einer britischen Studie bei 16- bis 24-Jährigen sind Piercings im Genitalbereich mit 44,6 Prozent am häufigsten verantwortlich für Komplikationen, rund je 25 Prozent der Probleme machen Piercings an den Brustwarzen oder der Zunge aus. Seltener waren Schwierigkeiten an Bauchnabel, Ohren oder der Nase. Eines der häufigsten Probleme nach dem Stechen sind Gewebsentzündungen. Solche lokalen Reaktionen sind normal, weil Gewebe verletzt wird. Dadurch wandern Entzündungszellen in die Haut.

Blutvergiftung kann eine Folge sein

Folglich rötet sich die Stelle und kann anschwellen und schmerzen. In aller Regel gehen diese Beschwerden von selbst wieder weg. Ausnahme: Es kommt zu einer Infektion. Meist bleibt diese lokal, birgt aber das Risiko, dass sich Bakterien im Körper verteilen und sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Dies ist zum Glück sehr selten.  

Wie erwähnt, spielt es grundlegend eine Rolle, wo man sich das Piercing stechen lässt. Am Ohrläppchen ist das Infektionsrisiko geringer, weil nur Haut durchstochen wird. Problematischer ist bereits das Durchstechen am oberen Ohr. Hier haben wir Knorpel, der schlechter durchblutet ist, Wunden heilen langsamer und die Infektabwehr ist erschwert. Die Wundheilung kann vier bis zwölf Monaten dauern, derweil eine Wunde am Ohrläppchen meist innert sechs bis acht Wochen verheilt.

Nerven können verletzt werden

Erhöhte Infektionsgefahr besteht an der Zunge. Neben einer Infektion kann hier ein Eingriff auch starke Schwellungen mit Schluck-, Sprech- oder gar Atemschwierigkeiten auslösen. Ferner besteht  die Gefahr von Geschmacks- und Sensibilitätsstörungen durch Nervenverletzungen.

Klar am anfälligsten für Komplikationen sind Intimpiercings. Neben Infektionen besteht das Risiko, beim Geschlechtsverkehr hängen zu bleiben und sich zu verletzen. Vor allem im Fall des männlichen Geschlechtsorgans können Piercings Nerven und Blutgefässe verletzen oder die Harnröhre einengen. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Dauererektion kommen. An der Brust drohen Komplikationen durch Verwachsungen der Milchdrüsengänge

Informieren Sie sich vor dem Stechen eines Piercings über mögliche Risiken je nach Anwendungsort. Suchen Sie ein professionelles Studio, das die Hygienevorgaben einhält und sterile Werkzeuge verwendet. Das hilft die Übertragung von Viren wie HIV oder Hepatitis zu vermeiden. Machen Sie keinen Selbstversuch.

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