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Warum lässt meine Leistungsfähigkeit stark nach?

Ich (m, 62) arbeite 80 Prozent in einem geistig anspruchsvollen Beruf. 10-Stunden-Tage sind für mich zunehmend eine Herausforderung, auch kann ich meine Arbeit nicht mehr so fundiert leisten wie ich möchte. Ist das normale Ermüdung oder könnte esmedizinische Ursachen haben? Die Schilderung töne stark nach normaler Ermüdung, findet unser Spezialist. Je nach Form und Dauer der Symptome würde sich jedoch eine hausärztliche Untersuchung anbieten, um allfällige Krankheiten auszuschliessen.
20. Oktober 2022
Lesezeit: 2 Minuten
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Prof. Dr. med. Christoph Henzen, Chefarzt Endokrinologie und Departementsleiter Medizin am LUKS

Mit Ihrer Frage beschreiben Sie eine Problematik, die vielen nicht mehr ganz jungen und dennoch geistig aktiven Menschen sehr bekannt vorkommen dürfte. Wir leben und arbeiten in einer modernen Welt, welche sich in einem schwindelerregend raschen Wandel befindet, bedingt durch eine zunehmende Spezialisierung und durch die digitale Transformation in allen Lebensbereichen.
 
Zutreffend symbolisiert das Moore’sche Gesetz die Rasanz der Veränderung: Dieses besagt, dass sich die Speicherkapazität, die man für einen Dollar kaufen kann, alle 18 Monate verdoppelt. Entsprechend schneller und leistungsfähiger werden die digitalen Geräte und machen neue «Denkpartner» wie die künstliche Intelligenz möglich. Damit kann das menschliche Gehirn kaum Schritt halten und es braucht neue Strategien, um in dieser Transformation zu bestehen: Dazu gehören individuelle Bewältigungsstrategien, die helfen, mit diesem Stress umzugehen und widerstandsfähig («resilient») zu werden – die Definition einer eigenen Work-Life-Balance oder die bewusste Besinnung auf die eigenen Stärken vorzunehmen. 

Es könnte eine «normale Ermüdung» sein

In der Annahme, dass Sie abgesehen von den geschilderten Schwierigkeiten keine weiteren körperlichen Symptome bemerkt haben, würde ich in Ihrem auf eine «normale» Ermüdung tippen. Allerdings kann eine chronische Überforderung durchaus zu Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Depressionen führen, wie eine ganze Reihe von Studien mit Menschen, die wiederholt und unter Zeitdruck immer die gleiche, eintönige Arbeit machen müssen (z. B. am Förderband stehen), gezeigt haben. 

Allenfalls müsste man auf mögliche Krankheiten untersuchen

Bestehen bei Ihnen jedoch weitere körperliche Symptome wie ein «Leistungsknick», d.h. raschere Ermüdbarkeit bei gleicher Anstrengung, ungewollte Gewichtsabnahme, vermehrtes Durstgefühl oder nächtliches Wasserlösen, können diese auf eine Krankheit als Ursache hinweisen. Dann sollte mit Laboruntersuchungen eine Blutarmut (Anämie), ein Diabetes, eine Störung der Schilddrüsenfunktion oder ein zu hoher Kalziumspiegel im Blut als Ursache ausgeschlossen werden. Sie sollten insbesondere dann einen Termin in Ihrer Hausarztpraxis vereinbaren, falls die Müdigkeit über Wochen andauert, obwohl Sie versuchen, auszuruhen, Stress abzubauen, sich gesund zu ernähren und ausreichend Flüssigkeit zu trinken.

Eine mögliche Diagnose, die aktuell bei vielen Menschen mit chronischer Müdigkeit diagnostiziert wird, wäre «Long Covid». Allerdings ist bisher nicht geklärt, wie es zu den Symptomen kommt (Schlaflosigkeit, Depression, Gehirnnebel «brain fog» und eben Müdigkeit), so dass bisher auch keine spezifische Therapie empfohlen werden kann. 
 

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