In welchem Alter ist eine Darmspiegelung sinnvoll?
Dr. med. Simon Bütikofer, Leitender Arzt Gastroenterologie/Hepatologie am Luzerner Kantonsspital
Symptome, bei welchen in der Regel immer eine Darmspiegelung durchgeführt werden sollte, sind beispielsweise Blutbeimengungen im Stuhl oder ein unklarer Gewichtsverlust. Bei anderen Beschwerden wie Veränderungen der Stuhlgewohnheiten (neue Verstopfung oder Durchfall) oder unklaren Schmerzen im Mittel- und Unterbauch kann eine Koloskopie ebenfalls sinnvoll sein. Hier ist es aber wichtig, dass Sie die Symptome vorab durch den Hausarzt beurteilen lassen. Häufig kann bei Verdauungsbeschwerden eine andere, weniger invasive Untersuchung als erster Abklärungsschritt zielführender sein.
Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung
Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in der Schweiz. Jährlich erkranken in der Schweiz daran etwa 4’500 Menschen, knapp 1'700 sterben an den Folgen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einem Darmkrebs zu erkranken. Wird dieser in einem frühen Stadium erkannt, ist er in den meisten Fällen heilbar. Da Darmkrebs im Frühstadium praktisch nie Beschwerden verursacht, kann er nur mit geeigneten Vorsorgeuntersuchungen rechtzeitig erkannt werden.
Der grösste Teil der Dickdarmtumore entwickelt sich aus sogenannten Polypen (gutartige Wucherungen der Dickdarmschleimhaut). Diese lassen sich im Rahmen einer Dickdarmspiegelung entfernen, in der Regel noch bevor daraus ein Darmkrebs entsteht.
Typischerweise wird eine erste Vorsorge-Spiegelung im Alter von 50 Jahren empfohlen, bei familiärer Belastung für Darmkrebs möglicherweise früher. Bei gewissen genetisch bedingten familiären Darmkrebssyndromen kann dies bereits im frühen Erwachsenenalter der Fall sein. Daher sollte bei Darmkrebsfällen in der Familie der richtige Zeitpunkt der ersten Untersuchung immer individuell mit den behandelnden Ärzten besprochen werden.
Stuhltest als alternative Vorsorgeuntersuchung
Darmspiegelungen werden allgemein sehr gut toleriert, trotzdem ist für gewisse Personen die Vorstellung einer solchen Untersuchung äusserst unangenehm. In dieser Situation bieten sich spezielle Stuhltests (FIT) an, welche mit hoher Zuverlässigkeit kleinste Mengen Blut im Stuhl erkennen können. Fällt der Test positiv aus, muss immer eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um einen möglichen Darmkrebs nicht zu verpassen. Ist der Test negativ, sollte er alle zwei Jahre wiederholt werden.
Der Kanton Luzern legt ab dem zweiten Halbjahr 2022 mit einem Vorsorge-Programm einen Schwerpunkt auf die Früherkennung von Darmkrebs. Siehe dazu auch den Beitrag über den Ausbau der Gastroenterologie am LUKS.