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Wenn der Darm so unberechenbar ist, dass er die Lebensqualität eingeschränkt

Manchmal meldet sich mein Darm so plötzlich, dass ich in letzter Zeit öfter nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette gekommen bin. Aus Angst, dass das wieder passieren könnte, traue ich mich nun kaum noch, nach draussen zu gehen. Ich bin erst 60-jährig und habe eigentlich noch einiges vor. Was kann ich dagegen tun?
18. April 2025
Lesezeit: 2 Minuten
Staiger Roxane D WebseiteBanner
Dr. med. Dr. sc. med. Roxane D. Staiger ist Leiterin der Proktologie am LUKS.

Sie haben bereits den ersten wichtigen Schritt gemacht, indem Sie sich mit dem Thema gemeldet haben. Stuhlinkontinenz, also ungewollter Stuhlverlust, ist ein weitverbreitetes Problem, über das jedoch selten gesprochen wird. Schätzungen gehen davon aus, dass rund fünf Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind.

Viele schämen sich, da es immer noch ein Tabu ist, obwohl es viele Betroffene gibt. Bei Urininkontinenz, obwohl auch unangenehm, wird eher darüber gesprochen als bei Stuhlinkontinenz, da die Scham hier besonders gross ist – man hat Angst, andere könnten etwas sehen oder riechen.

Es passiert oft auch unbemerkt

Frauen sind öfter als Männer betroffen. Das hängt mit der Anatomie des Körpers, Schwangerschaften und Gebur­ten zusammen. Auch Operationen oder Nervenschäden, die den Beckenboden betreffen, spielen eine Rolle. Stuhlinkontinenz muss nicht immer mit einem plötzlichen Drang verbunden sein. Manchmal passiert es auch ganz unbemerkt, dass der Stuhl in der Unterwäsche landet. Der Verlust der Kontrolle über diese wichtige Körperfunktion führt oft dazu, dass Betroffene sich zurückziehen. Viele meiden Dinge wie Theater oder Restaurantbesuche, aus Angst, sich öffentlich zu blamieren. Dabei fühlen sie sich noch zu aktiv, um sich durch diese Einschränkung den Alltag bestimmen zu lassen.

Zu Ihrer Frage: Ja, es gibt viele Möglichkeiten, wie wir helfen können. Als Spezialistinnen und Spezialisten für den Darmbereich können wir aus der Proktologie oder Kolorektalchirurgie Ihre Symptome verbessern. Zu Beginn ist es wichtig, mit der richtigen Diagnose die richtige Behandlung einleiten zu können.

Auch Möglichkeiten ohne Operation

Oft reichen schon nicht chirurgische Behandlungen aus, um die Stuhlkonsistenz oder das Entleeren zu verbessern. Eine Beckenbodenphysiotherapie kann ebenfalls helfen. Speziell ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten zeigen Ihnen Übungen, die Sie auch zu Hause durchführen können. Denn oft ist auch der Urinverlust mit der Stuhlinkontinenz verbunden. Die Stärkung des Beckenbodens durch Gymnastik wirkt zudem präventiv.

Es gibt auch chirurgische Behandlungen sowie moderne Methoden wie Nervenstimulation, die nur einen kleinen Eingriff erfordern. Diese Therapien können Ihre Lebensqualität deutlich verbessern und Ihnen helfen, den Alltag selbstbestimmter zu gestalten.

Das Wichtigste ist, dass Sie sich nicht zurückziehen. Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt und lassen Sie sich an eine Spezialistin oder einen Spezialisten überweisen. Es gibt zudem Veranstaltungen zum Thema Stuhl- und Urininkontinenz, bei denen Sie sich weiter informieren können. Auch wenn es schwerfallen kann, ist dieser erste Schritt der Start einer besseren Lebensqualität.

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