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Wertorientierte Gesundheitsversorgung: Die Medizin von morgen

Das Gesundheitswesen befindet sich in einem rasanten Wandel. Wirklich wichtig bleibt aber die Gesundheit der Patientinnen und Patienten, also die Qualität der Versorgung trotz Kostendruck. Bruno Fuchs erklärt, dass sich die Sarkomchirurgie aufgrund ihrer Interdisziplinarität besonders für innovative Ansätze eignet. Und weshalb die Anbindung an die Universität Luzern so wichtig ist.
29. Mai 2024
Lesezeit: 3 Minuten

Sarkome sind bösartige Tumore der Weichteile oder der Knochen. Die Behandlung ist komplex und erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Prof. Dr. med. Bruno Fuchs ist Chefarzt Sarkomchirurgie am LUKS und gleichzeitig Vorsitzender des Swiss Sarcoma Network (SSN).

Bruno Fuchs, in einem wissenschaftlichen Artikel präsentieren Sie und Ihre Mitautoren ein Modell für eine nachhaltige Transformation der Gesundheitsversorgung anhand der Sarkomversorgung. Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir müssen uns bewusst sein, dass die personellen und finanziellen Ressourcen im Spital schwinden. Wir werden wohl nicht um einen grundlegenden Wandel herumkommen. Die Gesundheitsversorgung muss integrierter, transparenter, ambulanter und datengesteuerter werden. Der Schlüssel dazu liegt in der Digitalisierung.

Sie nennen eine wertorientierte Gesundheitsversorgung als Zielbild. Was bedeutet das?

Das Konzept ist rund 20 Jahre alt und stammt ursprünglich von Michael Porter, Professor in Harvard. Traditionelle Gesundheitssysteme sind auf Volumen und Umsatz ausgerichtet statt auf die tatsächlichen Werte-Ergebnisse für Patientinnen und Patienten. Ziel der wertorientierten Gesundheitsversorgung oder «value based healthcare» ist es, die Qualität der Versorgung zu verbessern und die Kosten zu senken, indem man sich auf das konzentriert, was wirklich wichtig ist: die Gesundheit der Patientinnen und Patienten. In ihrer Strategie hat die LUKS Gruppe die Etablierung von Qualitätsindikatoren auf Basis von Patientenerfahrungen, sogenannten PROMs und PREMs, denn auch festgehalten. PROMs (Patient-Reported Outcome Measures) messen die Erfahrungen von Patientinnen und Patienten in Bezug auf ihre Gesundheit. PREMs (Patient-Reported Experience Measures) bewerten den gesamten Behandlungsprozess aus Perspektive der Patientinnen und Patienten.

Sie zeigen auf, wie Sie das innerhalb des Swiss Sarcoma Network vorleben.

Genau, wir haben einen modifizierten Ansatz speziell für Sarkompatientinnen und -patienten entwickelt. Die Sarkomchirurgie und -versorgung eignet sich deshalb, weil sie aufgrund der komplexen Erkrankungen einen sehr multidisziplinären Charakter aufweist. Silo-Denken ist bei uns fehl am Platz. Um die Ergebnisse der Behandlung zu messen, bewerten wir alle Interventionen hinsichtlich Qualität, Ergebnis und Kosten.

Wie gehen Sie vor?

Auf der einen Seite betrachten wir die Erkrankung inkl. Komorbiditäten und definieren einen Komplexitäts-Score. Dieser dient als Anhaltspunkt für die passende Behandlung. Dann beurteilen wir den ganzen Prozess der Behandlung, von der Patientenaufklärung, über das Management innerhalb des Behandlungsteams und des OP-Teams, die Therapie, die klinischen Ergebnisse und die berichteten Ergebnisse der Betroffenen. So gelingt es uns, die Qualität der Behandlung zu beurteilen.

Sie haben eine eigene digitale Plattform für das SSN geschaffen und wurden dafür ausgezeichnet (zum Bericht). Können Sie das Vorgehen kurz erklären?

Im SSN arbeiten diverse Schweizer Spitäler sehr vernetzt miteinander mit dem Ziel, die Qualität zu definieren, erfassen und transparent auszuweisen. Mit unserer Plattform können wir sämtliche Fälle in Echtzeit digital analysieren und visualisieren. Dass wir damit die Qualitätsergebnisse der Patientinnen und Patienten in Echtzeit verfolgen können, ist der grosse Mehrwert.

Zum Schluss des Artikels erwähnen Sie die Wichtigkeit der Anbindung an eine Universität. Warum braucht es das?

Stefan Boes, Professor für Gesundheitsökonomie und Gründungsdekan der Medizin-Fakultät der Universität Luzern, ist Mitautor unseres Artikels. Die Perspektive der Gesundheitsökonomie ist bei der Messung einer wertorientierten Gesundheitsversorgung matchentscheidend, denn der medizinische Aufwand muss im vernünftigen Verhältnis stehen mit dem erzielten Qualitätsergebnis und den hierfür aufgewendeten Kosten. Diese Zusammenarbeit mit der Universität Luzern ist für unsere weitere Forschung ein Glücksfall. 

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