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Weshalb kann es zu einem Leistenbruch kommen?

Ein Mann (56) meldet sich nach einem festgestellten Leistenbruch und zeigt sich überrascht. Er habe kaum Schmerzen gehabt, nur ab und zu ein Ziehen verspürt. Er möchte darum wissen, ob es richtig sei, wenn ihn der Hausarzt ins Spital schicken will.
9. Juni 2020
Lesezeit: 3 Minuten
Lenz Anne WebseiteBanner

Dr. med. Anne Lenz Leitende Ärztin Chirurgie, Luzerner Kantonsspital, Wolhusen

Ein Bruch oder auch Hernie genannt ist eine Gewebelücke in der Bauchdecke. Diese Brüche können angeboren oder erworben sein. Die Ursachen für einen Bruch sind vielfältig. In der Regel können alle Faktoren die den Druck im Bauchraum ansteigen lassen, die Entstehung von Bauchwandbrüchen begünstigen. Bei den Faktoren handelt es sich zum Beispiel um Tragen und Heben von schweren Lasten, chronischer Husten chronische Verstopfung, Prostatavergrösserungen, Schwangerschaft, Übergewicht  usw. um nur einige zu nennen. Gleichzeitig liegt in der Regel eine Bindegewebsschwäche vor. Das Bindegewebe reisst meist an einer Schwachstelle (z.B. Leiste, Nabel oder Narbe nach einer Operation) ein.

Durch diese Lücke kann Fettgewebe oder die Bauchfell mit manchmal auch Darm aus dem Bauchraum hindurchtreten, was durch eine Vorwölbung sicht- und tastbar werden kann. Diese Lücke wird sich nicht mehr von selber schliessen, so dass dazu meist eine Operation nötig ist. Wenn das hindurch getretene Gewebe in der Bruchlücke einklemmt und nicht mehr von alleine in den Bauchraum zurückgeht, führt das zu starken Schmerzen und manchmal gar absterben des entsprechenden Gewebes. Dann ist in der Regel eine notfallmässige Operation nötig.

Die am meisten verbreitete Form von Büchen ist der Leistenbruch. Auf Grund der Anatomie sind davon in mehr als 80% der Fälle Männer betroffen. Der Leistenbruch kann in jedem Alter auftreten und kann bereits von Geburt an bestehen oder im Verlauf entstanden sein. Er kann sich durch eine schmerzhafte oder weniger schmerzhafte Vorwölbung in der Leiste bemerkbar machen. Ein kleiner Bruch kann auch nur Schmerzen verursachen. Bei Schmerzen in der Leiste muss die Ursache nicht immer ein Bruch sein. Bei unklaren oder komplexeren Situationen kann es sein, dass es eine Abklärung von mehreren Fachrichtungen (Orthopädie, Sportmedizin, Urologie usw.) braucht, eventuell sind auch Röntgenuntersuchungen wie MRI oder CT notwendig.

Andere Schwachstellen der Bauchdecke mit häufigem Auftreten solcher Brüche zeigen sich am Nabel  oder oberhalb davon in der Mittellinie und im Bereich von Operationsnarben, sogenannte Narbenbrüche. Auch hier zeigt sich dann eine Beule oder Verhärtung welche im Liegen oft verschwindet.

Viele Menschen haben Hernien bzw. Brüche. Oft werden diese jedoch nicht bemerkt und erst bei einer Routine Untersuchung festgestellt oder fallen durch eine Vorwölbung beim Duschen auf. Die Brüche können jahrelang keine Beschwerden verursachen oder mit akuten Schmerzen auftreten. Sie bleiben entweder gleich gross oder werden grösser aber praktisch nie kleiner, mit Ausnahme von Brüchen, welche während der Schwangerschaft auftreten und sich nach der Geburt gelegentlich rückbilden.

Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren: offene oder minimalinvasive (Schlüssellochtechnik). Meist wird dabei die Bauchwand mit einem feinen Kunststoffnetz verstärkt. Nach beiden Operationsmethoden kann der Patient oft am gleichen, oder nach wenigen Tagen nach Hause und schont sich dann für etwa zwei Wochen. Es wird dabei grossen Wert auf eine individuelle, situations- und bedürfnisgerechte Beratung der Patienten, durch die behandelnden Chirurgen, gelegt. Denn auch hier spielt der individuelle Gesundheitszustand sowie die Nebenerkrankungen der Patientin/des Patienten eine grosse Rolle. In unserem chirurgischen Alltag gehören Hernien- bzw. Bruchoperationen zu den häufigsten Operationen. Sie werden von den Patienten in der Regel sehr gut toleriert.

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Kurzantwort

Wer einen bislang unbekannten Schmerz in der Bauchgegend/Leistengegend verspürt und/oder eine Vorwölbung feststellt, sollte nicht zögern, seinen Hausarzt zu konsultieren. Wenn tatsächlich ein Bruch vorliegt, wird er in der Regel mittels eines operativen Eingriffs behandelt. Zur weiteren Beurteilung wird Sie die Hausärztin/der Hausarzt in eine chirurgische Sprechstunde schicken. Dort werden Sie klinisch untersucht und  bei kleinen oder unsicheren Befunden eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Anschliessend wird Sie die Chirurgin/der Chirurg individuell beraten, welche Therapie für Sie die Beste ist. Bei Beschwerden wie Schmerzen oder Druckgefühl oder auch  bei grösser werdendem Bruch ist sicher eine operative Versorgung nötig, Diese sind häufig und komplikationsarm.

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