«Wir machen die Betroffenen zu Beteiligten»
Patrick Aepli, das LUKS plant derzeit ein Ambulantes Zentrum, das im Jahr 2031 in Betrieb gehen und dann mindestens 30 Jahre funktionieren soll. Was ist das Ziel?
Aktuell ist es so, dass unsere Ambulatorien auf dem gesamten Areal Luzern und auf zahlreichen Etagen im Hauptgebäude verteilt und zudem mit stationären Bereichen vermischt sind. Ambulanter und stationärer Betrieb haben aber ganz andere Anforderungen. Hinzu kommt, dass die Prozesse von der ambulanten Aufnahme bis zur Überwachung und Entlassung nach einem ambulanten Eingriff derzeit suboptimal sind. Unser Ziel ist, dass wir im Ambulanten Zentrum alle Disziplinen zusammenfassen, die ambulante Leistungen anbieten – mit wenigen Ausnahmen wie Augenklinik oder Hämatologie/Onkologie – und die Ressourcen optimal gemeinsam nutzen. Diagnostik, Anästhesie, Operationssäle, Untersuchungsräume, Besprechungszimmer, Büros etc. werden abhängig vom Bedarf den Nutzergruppen zugeteilt (sog. atmende Systeme).
Was bedeutet das für die Zusammenarbeit?
Wichtig ist uns, dass wir alle Disziplinen gleichbehandeln und für das ganze Spital denken. Unsere aktuellen Pläne gehen von Clustern aus, in welchen wir medizinische Themen bündeln. Denkbar ist zum Beispiel ein Kopf-Cluster mit u.a. HNO und Neurologie oder ein Bauch-Cluster mit Gastroenterologie, Viszeralchirurgie, Nephrologie und Urologie. Von verbesserten Prozessen profitieren die Patientinnen und Patienten und letztlich auch die Mitarbeitenden. Wir sind uns bewusst, dass es eine grosse Herausforderung sein wird, die involvierten Teams neu zusammen zu stellen, sind jedoch überzeugt, dass wir allen Mitarbeitenden Vorteile und Nutzen des neuen Konzeptes schmackhaft machen können.
Mir gefällt es, das Spital der Zukunft mitgestalten zu können.
Dr. med. Patrick Aepli, Chefarzt Gastroenterologie/Hepatologie am LUKS Luzern, Sursee und Wolhusen sowie Projektleiter Nutzer Neubauprojekt Ambulantes Zentrum.
Wie geht das LUKS diesen Wandel an?
Ein Vorteil des Projekts mit seinem langen Planungshorizont ist, dass wir den Kulturwandel, den es für die Realisierung braucht, früh anstossen können. In der Ärzteschaft wie unter den Pflegenden haben wir sogenannte Ambassadors (Botschafter/-innen), die unsere Ideen in die Kliniken tragen. So kann sich jeder Mitarbeitende darauf vorbereiten, dass es künftig anders sein wird, als bisher. Wichtig ist, dass wir mit den beteiligten Disziplinen und Berufsgruppen in einem regelmässigen, konstruktiven Austausch bleiben.
Haben Sie die Ansprüche der Patientinnen und Patienten ebenfalls berücksichtigt?
Mir ist es stets sehr wichtig, dass wir alle Betroffenen zu Beteiligten machen. Entsprechend haben wir als Projektgruppe auch Patienten (jüngere und ältere, weniger und schwerer Erkrankte) zu Gesprächen eingeladen und um die Meinung zu unserem Konzept gefragt. Umso erfreulicher war die Rückmeldung, dass wir mit dem Neubauprojekt viele wichtige Bedürfnisse der Patienten bereits abdecken. Ein übereinstimmender Wunsch aller Patientengruppen war der nach einer zentralen Anlaufstelle für ambulante Aufenthalte, da sich derzeit viele Patienten auf dem LUKS Areal sowie im Hauptgebäude nur sehr schwer orientieren können.
Was reizt Sie persönlich an dem Jahrhundertprojekt?
Mit dem Ambulanten Zentrum entsteht etwas völlig Neues, das es meines Wissens in der Schweiz bislang in dieser Form nicht gibt. Mir gefällt es, das Spital der Zukunft mitgestalten zu können. Mir macht es auch Spass, meinen Horizont zu erweitern und beispielsweise über neue Technologien, Rollenverteilungen, Arbeitsmodelle, Arbeitsräume sowie modernes und nachhaltiges Spital-Design nachdenken zu dürfen. Als gebürtiger Luzerner liegt es mir zudem sehr am Herzen, die Gesundheitsversorgung für die Zentralschweizer Bevölkerung noch weiter zu verbessern.
Bauprojekte Ambulantes Zentrum und Stadtpassage
2031 soll das neue Ambulante Zentrum am Standort des LUKS in Betrieb gehen. Das Betriebskonzept steht bereits, der Architekturwettbewerb ist für 2023 geplant, mit dem Bau soll 2026 begonnen werden. Parallel prüft die Stadt Luzern das Konzept «Stadtpassage», um die Touristenströme künftig besser zu lenken. Die Idee ist, in einem zusätzlichen Untergeschoss unter dem geplanten Ambulanten Zentrum Parkplätze für Reisecars zu erstellen. Die Stadtbesucher würden über einen Fussgängertunnel vom LUKS direkt in die Altstadt gelangen. Diese Stadtpassage könnte selbstverständlich auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom LUKS genutzt werden.