«Wir wollen arterielle Erkrankungen gesamtheitlich behandeln»
Was sind aus Ihrer Sicht die grossen Herausforderungen in der Gefässchirurgie?
Aufgrund der demografischen Entwicklung gehen wir von einer stetig wachsenden Zahl älterer Patientinnen und Patienten aus, die unter Mehrfacherkrankungen leiden. Dies erfordert eine Stärkung der interdisziplinären Strukturen am Luzerner Kantonsspital (LUKS) sowie der Zusammenarbeit mit anderen Spitälern und niedergelassenen Expertinnen und Experten und eine Erweiterung der Kapazitäten. Die Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen und -komplikationen machen einen grossen Anteil der Erkrankungen in unserer Gesellschaft aus. Unsere Aufgabe als gefässchirurgische Klinik am grössten Zentrumsspital der Schweiz ist es, eine hochstehende medizinische Versorgung für diese Menschen jetzt und in der Zukunft zu gewährleisten.
Worauf legen Sie als neuer Chefarzt besonders Wert?
Unsere Klinik ist auf die Bereitstellung des gesamten Behandlungsspektrums in der Gefässmedizin ausgerichtet. Hierfür arbeiten wir eng mit weiteren Fachdisziplinen zusammen und bauen diese Kooperation und Verzahnung laufend aus. Darüber hinaus unterstützen wir andere Kliniken am LUKS, die in der hochspezialisierten Medizin tätig sind, mit unserer gefässchirurgischen Expertise und ermöglichen so eine Patientenversorgung auf höchstem Niveau.
Gibt es Eingriffe, auf die Sie als Chefarzt besonders fokussieren wollen?
Ein Schwerpunkt unserer Klinik ist die Aortenchirurgie: Im Bereich des Brust- und Bauchraums deckt die Gefässchirurgie gemeinsam mit der Herzchirurgie am Herzzentrum des LUKS das gesamte Spektrum der Operation an der Hauptschlagader ab. Dazu gehört auch der endovaskuläre Aortenbogenersatz, bei dem ein beschädigter Bereich der Aorta in der Nähe des Herzens minimalinvasiv über die Leiste, also ohne Öffnung des Brustkorbs, durch eine Gefässprothese ersetzt oder mit einem Stent versorgt wird. Für diesen modernen Eingriff haben wir eine Hochleistungs-Röntgenanlage mit Roboterarm im Operationssaal (Hybrid-OP). Damit können wir Prothesen oder Stents präzise steuern und platzieren. Wir haben diese Technik in Zusammenarbeit mit dem Hersteller so weiterentwickelt, dass wir endovaskuläre Aorteneingriffe am LUKS mit der weltweit niedrigsten Strahlendosis durchführen können.
Wie profitieren Patientinnen und Patienten sonst noch von Ihrer Erfahrung?
Ferner wollen wir die fachübergreifende Kooperation im Gefässzentrum mit der Angiologie und der Interventionellen Radiologie intensivieren. Unser Ziel ist es, arterielle Verschlusserkrankungen gesamtheitlich zu behandeln. Das heisst, wir wollen die Möglichkeiten der konservativen Therapie, der offenen und endovaskulären Chirurgie optimal und individuell nutzen und in der Shunt- und die Venenchirurgie modernste Operationsverfahren einsetzen. Auch in der Behandlung des Schlaganfalls profitieren die Patientinnen und Patienten am LUKS von der interdisziplinären Kooperation: Wir arbeiten eng mit dem Stroke-Zentrum zusammen. Dadurch können wir bei einem Verschluss der Halsschlagader (Carotis) die beste Behandlung wählen. Das führt zu den hervorragenden Operationsergebnissen in der Carotis-Chirurgie am LUKS.
Wie wollen Sie die Gefässchirurgie des LUKS positionieren?
Sowohl im Bereich Aortenchirurgie als auch in der Carotis- und Bypasschirurgie rangiert das LUKS mit den Fallzahlen schweizweit unter den Top 3 und kann damit eine grosse Erfahrung vorweisen. Diese Position wollen wir weiter stärken und den mittlerweile auch international hervorragenden Ruf des LUKS im Bereich Gefässchirurgie als Referenz- und Weiterbildungszentrum ausbauen. Ebenso wichtig ist für mich, den Austausch mit unseren zuweisenden Fach- und Hausärztinnen und -ärzten zu intensivieren und im Sinne einer integrierten Versorgung für die Patientinnen und Patienten gemeinsame Behandlungspfade anzubieten. Dies wollen wir erreichen, indem wir den persönlichen Austausch über Befunde und Behandlungsentscheidungen stets sicherstellen und so gemeinsam mit den niedergelassenen und ambulant tätigen Kolleginnen und Kollegen eine Behandlung «aus einer Hand» anbieten können.
Prof. Dr. med. Maani Hakimi hat per 01.02.2024 als Chefarzt die Leitung der Klinik für Gefässchirurgie am LUKS übernommen. Die Klinik für Gefässchirurgie ist Teil des interdisziplinären Gefässzentrums am LUKS und arbeitet mit anderen Fachdisziplinen am LUKS eng zusammen.