Herzschwäche
Diese Seite beinhaltet auch: Herzinsuffizienz, Herzmuskelschwäche, Herzversagen
Überblick
Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist keine eigenständige Krankheit, sondern immer die Folge einer anderen Erkrankung. Die Behandlung muss deshalb individuell auf die Ursache abgestimmt werden.
Häufige Fragen
Ursachen
Eine Herzschwäche ist keine eigenständige Krankheit, sondern immer die Folge einer anderen Erkrankung. Hinter der Herzschwäche können sich Krankheiten wie die koronare Herzkrankheit, der Bluthochdruck, Klappenerkrankungen, Herzrhythmusstörungen oder eine angeborene Herzmuskelerkrankung verstecken. Eine häufige Ursache sind verstopfte Herzkranzgefässe.
Symptome
- Müdigkeit oder Schwäche
- Kurzatmigkeit bei körperlicher Aktivität
- Herzklopfen
- Geschwollene Unterschenkel, Füsse oder Halsvenen
- Appetitlosigkeit
- Geschwollener Bauch durch überschüssige Flüssigkeit
- Später Atembeschwerden auch beim Liegen und Schlafen
Diagnose
Die Herzschwäche und die begleitenden Beschwerden können Symptome unterschiedlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Für die gezielte Behandlung muss zuerst die genaue Erkrankung gefunden werden.
Körperliche Untersuchung
Die Abklärung beginnt mit der körperlichen Untersuchung. Hier suchen wir, gestützt auf das gemeinsame Gespräch, nach Zeichen einer Herzschwäche, wie auch nach Hinweisen für deren Ursache. Weiter werden die wichtigsten Patientendaten wie Körpergewicht, Grösse und Blutdruck erhoben.
Blutuntersuchung
Mittels Blutuntersuchung fahnden wir nach den unterschiedlichen Ursachen der Herzschwäche und möglicher Begleiterkrankungen. Weiter kann der Schweregrad der Erkrankung bestimmt werden. Während der Therapie mit Herzschwächemedikamenten muss das Blut regelmässig kontrolliert werden.
Elektrokardiogramm (EKG)
Das Elektrokardiogramm (EKG) hilft uns bei der Suche nach Herzrhythmusstörungen, welche die eigentliche Ursache, aber auch nur die Folge der Erkrankung sein können. Zudem hilft uns das Elektrokardiogramm bei der Suche nach Durchblutungsstörungen. Weiter können Hinweise auf ein Fortschreiten der Erkrankung gefunden werden.
Langzeit-Elektrokardiogramm (Langzeit-EKG)
Bei einem Langzeit-Elektrokardiogramm (Langzeit-EKG) zeichnet ein Gerät während Stunden oder Tagen alle Herzaktivitäten auf. Damit finden wir relevante Rhythmusstörungen, einen zu schnellen oder zu langsamen Puls – aber auch andere Gründe wie eine zu starke Medikamentenwirkung.
Belastungs-Elektrokardiogramm (Belastungs-EKG)
Auch ein Belastungs-Elektrokardiogramm (Belastungs-EKG) ist eine Option. Dieser Test misst die Leistungsfähigkeit des Herzens bei körperlicher Belastung und gibt Hinweise auf Durchblutungsstörungen, die durch Verengungen der Herzkranzgefässe verursacht werden.
Herzultraschall-Untersuchung (Echokardiographie)
Die Herzultraschall-Untersuchung (Echokardiographie) zeigt die Grösse, die Struktur sowie die Funktion des Herzens. Klappenerkrankungen, welche eine Herzschwäche verursachen, können hiermit nachgewiesen werden. Weiter kann im Behandlungsverlauf beurteilt werden, ob die Therapie erfolgreich ist oder ob weitere Massnahmen notwendig sind.
Kardialen Magnetresonanztomographie (MRT)
Bei der kardialen Magnetresonanztomographie (MRT) wird mithilfe von Magnetfeldern ein Bild vom Herzen erzeugt. Wie bei der Echokardiographie kann damit die Funktion und die Struktur des Herzens beurteilt werden. Wir finden damit spezielle Herzmuskelerkrankungen und Durchblutungsstörungen.
Herzkatheter-Untersuchung
Mit der Herzkatheter-Untersuchung identifizieren wir verengte oder verstopfte Herzkranzgefässe, dehnen sie gegebenenfalls mit einem Ballon auf und halten sie mit einem Stent dauerhaft offen. So kann die Herzschwäche, falls sie durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst worden ist, teilweise wieder rückgängig gemacht werden.
Verlauf
Ein geschwächtes Herz pumpt nicht mehr genug Blut und Sauerstoff durch den Körper. Dadurch kommt es zu Atembeschwerden und rascher Ermüdung. Oft führt die Herzschwäche zu einem Rückstau von Wasser in der Lunge, den Beinen oder im Bauch. Zudem setzt eine fortgeschrittene Herzschwäche das Herz deutlich unter Stress und bewirkt eine verstärkte Aktivierung eines blutdruck- und volumenregulierenden Hormonsystems (Renin-Angiotension-Aldosteron-System (RAAS)), sowie des sogenannten sympathischen Nervensystems. Gelegentlich kommt es bei einer schweren Herzschwäche auch zu unkoordinierten Pumpaktionen der verschiedenen Herzkammern. Wenn sich gleichzeitig die Funktion der linken Herzkammer stark verschlechtert, können gef ährliche Herzrhythmusstörungen auftreten. Ohne Behandlung hat der Patient ein erhöhtes Risiko, an einem plötzlichen Herztod zu sterben.
Trotz optimalster Therapie kann sich die Herzfunktion verschlechtern und eine stationäre Behandlung ist notwendig. Die optimale Einstellung erfolgt primär auf der normalen Bettenstation. Bei schlechter Herzfunktion ist ein kontinuierliche Überwachung und Therapie auf der Intensivstation notwendig. Auf der Intensivstation werden kontinuierliche Medikamente zur Verbesserung der Herzfunktion verabreicht. Die Behandlung erfolgt interprofessionell und interdisziplinär (Herzspezialisten und Intensivmedizinern) und wird individuell auf die jeweilige Situation abgestimmt.
Behandlung
Erst wenn die Ursache für die Herzschwäche gefunden ist, kann die richtige Behandlung eingeleitet werden. Je nach Ursache kann die Erkrankung beseitigt werden. Leider lassen sich viele Herzkrankheiten nicht ganz zum Verschwinden bringen. Wir können die Beschwerden jedoch mit Medikamenten und anderen Massnahmen lindern, sodass Sie als Patient wieder ein weitgehend normales und aktives Leben führen können. Am Luzerner Kantonsspital betreuen wir die Patienten mit einer Herzschwäche besonders intensiv – nicht nur während des Spitalaufenthalts, sondern auch ambulant in einer speziellen Herzinsuffizienz-Sprechstunde. Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt zusammen. Das Ziel ist, die Patienten durch Information und Beratung anzuleiten. Je besser die Patienten Warnzeichen erkennen, desto schneller können wir Massnahmen ergreifen und die Behandlung anpassen. Mit dem Anpassen der medikamentösen Therapie können wir eine Spitaleinweisung meist wirksam verhindern. Die Behandlung der Herzschwäche ist Teamarbeit. Unsere spezialisierten Ärzte und speziell ausgebildete Pflegefachpersonen mit Zeit und Erfahrung beraten die Patienten individuell. Patienten haben häufig nicht nur Herzbeschwerden, sondern auch Erkrankungen der Lunge, Diabetes, rheumatologische oder andere Probleme. Wir arbeiten eng mit weiteren Fachkollegen und medizinischen Angeboten zusammen und versuchen, die Konsultationen optimal zu koordinieren.
Finden wir eine Ursache, die behandelt werden kann – zum Beispiel eine Herzrhythmusstörung oder eine Durchblutungsstörung durch Verengungen der Herzkrankgefässe – können wir diese Störung beseitigen und so die Herzfunktion wieder verbessern.
Bei einem Herzklappenfehler können wir die Herzklappe reparieren oder ersetzen.
Meist liegt eine chronische Erkrankung vor. Dann ist eine Langzeittherapie nötig. In erster Linie verwenden wir Medikamente, um die Symptome zu lindern und die Pumpleistung des Herzens wieder zu verbessern. Unser Ziel ist, das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen oder gar rückgängig zu machen, das Herz zu entlasten und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Mit einer optimalen Therapie können unnötige Spitalaufenthalte vermieden werden.
Zum Einsatz kommen verschiedene Medikamente:
- ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer) wirken auf ein wichtiges Hormonsystem des Körpers und entlasten so den Herzmuskel. Dies reduziert die Gefahr für den Patienten und die Notwendigkeit, wegen Herzschwäche ins Spital gehen zu müssen. ACE-Hemmer beugen einer ausgeprägten Narbenbildung vor, was vor allem nach einem Herzinfarkt wichtig ist. Diabetiker profitieren vom zusätzlichen Nierenschutz.
- Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) können als Alternative zu ACE-Hemmern eingesetzt werden. Alle diese Substanzen haben den gleichen Effekt.
- Mit dem Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) als neustes Medikament ist nun eine Kombination aus einem Angiotensin-Rezeptor-Blocker und dem neuen Wirkstoff Neprilysin verfügbar. Die beiden Substanzen ergänzen sich in der Wirkung und werden zunehmend anstelle der ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker eingesetzt.
- Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten setzen wir bei schwerer Herzschwäche und anhaltender Atemnot zusätzlich zu den oben aufgeführten Medikamenten ein. Es handelt sich dabei um ein leicht wassertreibendes Medikament. Dieses hat zudem einen positiven Effekt auf die Langzeitprognose.
- Vor einer verstärkten Aktivierung des sympathischen Nervensystems muss das Herz mit einem Betablocker geschützt werden. Diese Medikamente verlängern damit auch das Überleben. Weiter helfen uns diese Substanzen bei der Bekämpfung von Rhythmusstörungen, welche bei Herzschwäche deutlich gehäuft auftreten.
- Eine neue Medikamentenklasse – die SGLT-2 Inhibitoren - ist nun ebenfalls Teil der Standardtherapie. Diese vermindern die Spitalbedürftigkeit und verbessern die Prognose zusätzlich zu den oben aufgeführten Medikamenten.
- Wassereinlagerungen können wir mit Wassertabletten (Diuretika) erfolgreich behandeln. Die Patienten profitieren von einer raschen Verbesserung der Atemleistung und der Linderung der Atemnot. Im Verlauf versuchen wir, die Wassertabletten auf die kleinste notwendige Dosis zu reduzieren, weil sie im Gegensatz zu den anderen Medikamenten keinen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Mit regelmässiger Gewichtsmessung und dem Beobachten von Warnsymptomen kann diese Therapie – nach eingehender Beratung – zum Teil von den Patienten selbst reguliert werden.
- Digoxin oder Digitalis-Präparate stärken die Kontraktionskraft des Herzens. Wegen ihren möglichen, gefährlichen Nebenwirkungen setzen wir sie nur noch selten ein.
Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Kommt es zu unkoordinierten Pumpaktionen der verschiedenen Herzkammern, kann nach dem Ausbau der medikamentösen Therapie die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) zum Einsatz kommen. Dabei kann ein implantierter Herzschrittmacher die koordinierte Aktivität (Synchronizität) der verschiedenen Herzkammern verbessern. Bei einem Teil der Patienten kommt es unter dieser Behandlung zu einer deutlichen Verbesserung der Pumpleistung der linken Herzkammer. Wir klären dies individuell ab und beraten Sie ausführlich.
Implantierter Kardioverter-Defibrillator (ICD)
Bei Patienten mit gefährlichen Herzrhythmusstörungen kann ein implantierter Kardioverter-Defibrillator (ICD) zum Einsatz kommen. Diesen setzen wir entweder als Einzelgerät (ICD) oder in Kombination mit einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) ein. Alle diese Systeme haben gleichzeitig eine Herzschrittmacherfunktion. Die Batterie muss je nach Gerät und Einsatz nach sechs bis zwölf Jahren gewechselt werden.
Herztransplantation
Die Maximalvariante der chirurgischen Behandlung stellt die Herztransplantation dar. Alternativ stehen mittlerweile Herzersatzverfahren (ventricular assist devices) zur Überbrückung oder auch als Langzeittherapie zur Verfügung. Das kommt besonders bei jüngeren Patienten in Frage. Wir arbeiten in diesen Fällen eng mit den Kollegen der beiden Zentren am Inselspital Bern und am Universitätsspital Zürich zusammen und verlegen die Patienten an einen dieser Standorte.
Ein wichtiges Ziel der Behandlung ist die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Ein individuell abgestimmtes Bewegungsprogramm, welches wir im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitation anbieten, hilft sehr, dieses Ziel zu erreichen. Das Luzerner Kantonsspital hält verschiedene Angebote bereit, die Sie dabei unterstützen, Ihre Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen zu reduzieren:
- In der Rauchstoppberatung erarbeiten wir gemeinsam mit Ihnen ein auf Sie abgestimmtes Programm und unterstützen Sie auf dem Weg zur Rauchfreiheit.
- Angiofit ist ein Programm zur Erhöhung der Gesamtfitness, für einen ausgeglichenen Lebensrhythmus und zur Senkung von kardiovaskulären Risikofaktoren.
- Kardiofit heisst die ambulante kardiale Rehabilitation für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit Konditionstraining und Beratung. Für die Herzinsuffizienzpatienten führen wir eine eigene, an die individuellen Bedürfnisse angepasste Gruppe.
Vorsorge
- Nicht rauchen
- Gesunde Ernährung
- Viel bewegen