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Überblick

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems, die durch eine Fehlleistung des eigenen Immunsystems verursacht wird. Bis vor rund 20 Jahren war die Multiple Sklerose weitgehend unbehandelbar. Heute ermöglichen zahlreiche neue Therapieformen vielen Patienten ein Leben ohne wesentliche Behinderung. 

Häufige Fragen

Ursachen

Bei einer Multiplen Sklerose richtet sich die Immunabwehr gegen körpereigene Strukturen des zentralen Nervensystems, das heisst gegen das Gehirn, das Rückenmark und die Sehnerven. Die Multiple Sklerose ist also eine sogenannte Autoimmunkrankheit. Die Folge dieser fehlgeleiteten Immunreaktion ist eine Entzündung der Schutz- und Isolierschicht der Nervenfasern (Myelinscheide). Das führt zu ihrem Abbau und zu einer Schädigung der Nervenfasern selbst. Dadurch verlieren diese die Fähigkeit, elektrische Impulse schnell genug weiterzuleiten. Die Ursachen für diese Fehlleistung des Immunsystems sind bis heute nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass dabei genetische Faktoren sowie Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Die Multiple Sklerose betrifft vor allem Erwachsene im Alter von 20 bis 50 Jahren und tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Symptome

  • Sehstörungen wie Doppelbilder, Verzerrungen, schlechtere Farbwahrnehmung oder Sehverlust
  • Schwierigkeiten beim Gehen, Stehen oder mit der Koordination
  • Empfindungsstörungen und Taubheitsgefühle
  • Schmerzen und Krämpfe
  • Schluck- und Sprachbeschwerden
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Verlust der Darm- oder Blasenkontrolle

Diagnose

Zur Diagnosestellung einer Multiplen Sklerose führen unsere Neurologen verschiedene Untersuchungen durch. Wesentlich ist der Nachweis, dass die Entzündung an mehreren Stellen des Nervensystems auftritt und mehrere Entzündungen im zeitlichen Verlauf auftreten. Zur Diagnosestellung ist die Anamnese (=Befragung) und die körperliche Untersuchung entscheidend. Die wichtigste Zusatzuntersuchung, um den verstreuten Befall des Nervensystems zu erkennen, ist die Magnetresonanztomographie (MRI), die Schnittbilder von Gehirn und Rückenmark liefert.

Ebenfalls Teil der Diagnostik ist die Lumbalpunktion, bei der aus dem Rückenmarkskanal eine Nervenwasserprobe entnommen wird. Eine Analyse des Nervenwassers ist die einzige Methode, mit der sich eine chronische Entzündungsreaktion direkt nachweisen lässt. Schliesslich kommen auch elektrophysiologische Untersuchungen wie die evozierten Potenziale zum Einsatz, mit denen gemessen wird, wie lange ein von aussen gesetzter Reiz braucht, um ins Gehirn zu gelangen. Eine breite Blutuntersuchung ist des Weiteren zum Ausschluss anderweitiger Erkrankungen notwendig.

Verlauf

Eine Multiple Sklerose verläuft zumeist in Schüben. Darunter versteht man eine frische Entzündung im Zentralen Nervensystem, die zu einer oft  zeitlich begrenzten Störung des Nervensystems und somit unterschiedlich starken Beschwerden führt. Welche konkreten Symptome bei einem Patienten auftreten, hängt davon ab, wo die Entzündungsherde im Nervensystem liegen. Häufig ist der Sehnerv von der Entzündung betroffen, was zu Sehstörungen führen kann. Die Beschwerden eines Schubs treten meist innerhalb weniger Tage auf und können für Tage bis Wochen anhalten.

Behandlung

Die Multiple Sklerose ist bis heute nicht heilbar. Sie ist aber wirksam behandelbar. Das Ziel der Therapie ist es, neue Entzündungen und ein Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden, und hiermit die Selbstständigkeit der Betroffenen und damit ihre Lebensqualität zu erhalten.

Medikamente

Die medikamentöse Behandlung einer Multiplen Sklerose beruht auf drei Säulen und richtet sich in abgestufter Form nach der Krankheitsaktivität.

Bei der Akutbehandlung wird der einzelne Schub mit hochdosiertem Kortison über einen Zeitraum von einigen Tagen behandelt. Die Medikamentenverabreichung erfolgt dabei als Infusion über die Venen. Das Ziel ist eine rasche Eindämmung der Entzündungsreaktion und damit ein Abklingen der Symptome.

Zwischen den Schüben kommt die Basistherapie zur Vorbeugung gegen weitere Schübe zum Einsatz. Seit erkannt worden ist, dass es sich bei der Multiplen Sklerose um eine Autoimmunkrankheit handelt, spielen Medikamente, die in das Immunsystem eingreifen, eine zentrale Rolle. Der Fachausdruck dafür heisst Immunmodulation. Diese Medikamente bedeuteten einen therapeutischen Durchbruch: Dank ihnen lassen sich die Schubhäufigkeit und die Schubstärke erheblich reduzieren. Oft gelingt es sogar, die Entwicklung der Krankheit so stark einzudämmen, dass eine Behinderung des Patienten abgewendet werden kann. Als erste Medikamente kamen in den den 1990er-Jahren Interferone und Glatirameracetat auf den Markt, die über Injektionen unter die Haut verabreicht werden. Mittlerweile gibt es mehr als 10 verschiedene Medikamente, welche unter die Haut, in Tablettenform oder durch Infusionen gegeben werden, die den Verlauf der MS positiv beeinflussen. Ausserdem gibt es Medikamente, welche bestehende Beschwerden verbessern, wie beispielsweise die Gehfähigkeit, Steifigkeit von Muskeln oder Schmerzen.

Nicht-medikamentöse Behandlungen

Ergänzend zu den Medikamenten hat die Rehabilitation einen grossen Stellenwert. Dazu gehören insbesondere Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Diese Therapieformen helfen, Fähigkeiten teilweise wiederherzustellen, die aufgrund der zerstörten Nervenzellen verloren gegangen sind. Dabei macht man sich den Umstand zunutze, dass noch gesunde Hirnareale Aufgaben übernehmen können, die erkrankte Hirnbereiche nicht mehr zu erfüllen imstande sind. Unsere Spezialisten beraten die Patienten über den gesamten Krankheitsverlauf hinweg, welche Therapien für sie jeweils am besten geeignet sind. In leichteren Fällen erfolgt die Rehabilitation ambulant. Sind die Beeinträchtigungen gross, findet sie stationär in einer Rehabilitationsklinik statt. 

Vorsorge

  • Immunmodulatorische Medikamente einnehmen
  • Vitamin D einnehmen
  • Gesund leben und geistig und körperlich aktiv bleiben

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