Parkinson
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Überblick
Bei Parkinson kommt es zu einem fortschreitenden Verlust von dopaminhaltigen Nervenzellen in bestimmten Regionen des Gehirns. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff für die Kontrolle von Bewegungen und im Belohnungssystem. Die Krankheit ist nicht heilbar, die Beschwerden sind jedoch behandelbar. So lässt sich die Lebensqualität der Betroffenen über lange Zeit auf gutem oder zumindest annehmbarem Niveau erhalten.
Häufige Fragen
Ursachen
Bei der Parkinson-Krankheit sterben zunehmend jene Nervenzellen im Gehirn ab, die für die Produktion des wichtigen Botenstoffs Dopamin verantwortlich sind. Der resultierende Dopaminmangel beeinträchtigt die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen, was zu verschiedenen Bewegungsstörungen führt. Warum es zu diesem Absterben von Nervenzellen kommt, ist bis heute nicht restlos geklärt.
An Parkinson leiden ungefähr ein Prozent der 60-Jährigen. Bei den über 80-Jährigen sind es drei Prozent. Bis zu einem Fünftel der Patienten sind bei der Diagnose jünger als 60 Jahre.
Symptome
- Bewegungsverlangsamungen (Bradykinese)
- Unbeweglichkeit (Akinese)
- Ruhezittern (Ruhetremor)
- Steifheit (Rigor)
- Instabile Körperhaltung oder Gang
- Schmerzhafte Krämpfe
- Psychische Symptome wie Depressionen oder Angst
- Schlafstörungen
- Verstopfung
- Gleichgewichtsstörungen
- Gedächtnisprobleme
Diagnose
Die Diagnose von Parkinson erfolgt bis heute aufgrund typischer Beschwerden und der körperlichen Untersuchung. Es gibt keine Labor- oder bildgebende Untersuchungsmethode, anhand der man die Diagnose eindeutig beweisen oder ausschliessen könnte. Von den drei Hauptsymptomen Zittern, Steifheit und Unbeweglichkeit müssen mindestens zwei vorliegen, wobei eines davon die Unbeweglichkeit ist. Treten die Symptome zunächst nur auf einer Körperseite auf, so deutet dies zusätzlich auf Parkinson hin.
In einer neuropsychologischen Untersuchung können unsere Spezialisten abklären, ob bei einem Parkinson-Patienten neben den Bewegungsstörungen auch geistige Leistungseinbussen bestehen. Dabei ist jedoch sorgfältig abzuklären, ob derartige Beeinträchtigungen nicht auch andere Ursachen haben könnten, etwa eine behandelbare Depression, eine Medikamentenüberdosierung oder eine Mangelerscheinung.
In unklaren Fällen können nuklearmedizinische Untersuchungen (DATScan bzw. DOPA PET/CT) der Stammganglien zu einer sichereren Diagnose beitragen.
Verlauf
Schon früh im Krankheitsverlauf sterben auch Nervenzellen ab, welche nicht für Bewegungen zuständig sind, wodurch es zu zahlreichen anderen Beschwerden kommen kann, beispielsweise Schmerzen, Verdauungsstörungen oder psychische Probleme. Schliesslich kann auch die Wirkung der Medikamente schwanken. Dies kann Gleichgewichtsstörungen, Gedächtnisprobleme oder andere geistige Probleme verursachen. Da die Körperhaltung immer unstabiler wird und das Gleichgewicht gestört sein kann, steigt mit dem Fortschreiten der Erkrankung auch das Sturzrisiko und die Gefahr für weitere Verletzungen. Parkinson selbst führt nicht zum Tod. Meist versterben betagte Betroffene an Begleiterkrankungen oder infolge von Verletzungen. Da die Erkrankung meist bei älteren Menschen auftritt, langsam fortschreitet und heute gute Medikamente existieren, ist die Lebenserwartung ähnlich hoch, wie bei der restlichen Bevölkerung.
Behandlung
Im Zentrum der Behandlung von Parkinson stehen verschiedene Medikamente, mit denen sich die vielfältigen Haupt- und Begleitsymptome lindern lassen. Es gibt noch kein Medikament, das das Fortschreiten der Krankheit sicher verhindern kann. Hauptziel der medikamentösen Behandlung ist es, den Dopaminmangel auszugleichen. Unsere Neurologen erarbeiten für jeden Patienten eine individuell angepasste Therapie, die auf einer ausgeklügelten Kombination von Medikamenten beruht. Heute existieren etwas mehr als ein Dutzend unterschiedliche Wirkstoffe. Während des Krankheitsverlaufs kommt es dabei immer wieder zu Anpassungen.
Medikamente
L-Dopa (Levodopa) ist das wirksamste und daher am häufigsten verwendete Medikament. Es handelt sich um eine biochemische Vorstufe des Dopamins und wird in den Gehirnzellen in natürliches Dopamin umgewandelt.
Kombiniert wird es mit einem Decarboxylase-Hemmer (Carbidopa). Dadurch wird das L-Dopa auf seinem Weg durchs Blut ins Gehirn gegen vorzeitigen Zerfall geschützt. Als Alternative zur Tablettenform gibt es L-Dopa und Carbidopa auch als Gel (Duodopa). Seine Verabreichung erfordert aber einen operativen Eingriff: Das Gel wird als Infusion von einer elektronischen Pumpe über eine dünne Sonde direkt in den Dünndarm gebracht. Es kommt deshalb erst bei ungenügender oder nachlassender Wirkung der Tabletten zum Einsatz.
Dopaminantagonisten sind Substanzen, die dem Botenstoff Dopamin ähnlich sind und deshalb seine Wirkung nachahmen können. Anders als bei L-Dopa lässt die Wirkung von Dopaminantagonisten im Krankheitsverlauf nicht nach. Dafür treten zu Beginn der Behandlung manche Nebenwirkungen häufiger auf.
Eine Alternative zur medikamentösen Erhöhung des Dopamins besteht darin, den Abbau von Dopamin zu hemmen. Das gelingt mit den Medikamenten MAO-B- und COMT-Hemmer. So lässt sich die Wirkungsdauer des Dopamins im Gehirn verlängern. COMT-Hemmer sind allerdings nur wirksam, wenn sie zusammen mit L-Dopa verabreicht werden.
Medikamente werden auch zur Behandlung bestimmter nicht-bewegungsbezogener Begleitsymptome eingesetzt. So können beispielsweise neuropsychiatrische Störungen wie Depressionen oder Ängste mit Psychopharmaka behandelt werden. Bei vegetativen Störungen wie Verstopfung oder Blasenproblemen helfen gängige Blasen- oder Verdauungsmittel.
Operationen
Wenn mit Medikamenten keine befriedigende Einstellung mehr erzielt werden kann, kommen zunehmend Operationen wie die tiefe Hirnstimulation in Betracht. Dabei wird unter Teil- oder Vollnarkose eine Elektrode in das Gehirn des Betroffenen eingebracht. Mit diesem hochpräzisen Eingriff können Nervenzellen gezielt stimuliert und körperliche Beschwerden gelindert werden.
Therapien
Ergänzende Therapien haben unabhängig vom Stadium der Krankheit eine grosse Bedeutung. Dazu gehören in erster Linie die Ergo- und die Physiotherapie, in einzelnen Fällen auch weitere Therapien wie die Sprach- und die Atemtherapie. Diese Therapien tragen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität der Parkinson-Patienten möglichst lange zu erhalten. So bietet das Luzerner Kantonsspital insgesamt ein interdisziplinäres Behandlungsprogramm an, bei dem Neurologen, Neuropsychologen, Therapeuten und Pflegende eng zusammenarbeiten.