Übermässiges Schwitzen
Diese Seite beinhaltet auch: Hyperhidrose, starkes Schwitzen
Überblick
Als übermässiges Schwitzen (Hyperhidrose) bezeichnet man eine übermässige Schweissproduktion, welche über die normale Wärmeregulation hinausgeht. Vor allem im Bereich der Achseln und Hände kann dies für die Betroffenen sehr störend sein.
Häufige Fragen
Ursachen
Ungewöhnlich starkes Schwitzen an gewissen Körperstellen wie den Achseln, den Händen oder den Füssen wird nicht durch die üblichen Auslöser der Schweissproduktion, beispielsweise körperliche Anstrengung, Stress oder klimatische Bedingungen verursacht. Meist sind die Gründe nicht bekannt, warum manche Menschen stark schwitzen. Bekannt ist lediglich, dass die Neigung dazu in Familien gehäuft vorkommt.
Hinter übermässigem Schwitzen können aber auch hormonelle Störungen oder Krankheiten stecken, welche die Nerven schädigen, beispielsweise Diabetes oder Tumorerkrankungen.
Symptome
- Häufig betroffen sind Hände, Achselhöhlen, Fusssohlen, Kopf oder Oberschenkelinnenseite
- Kalte Hände und Füsse
- Körpergeruch
- Häufige Erkältungen
- Vermehrt wunde Stellen und Hauterkrankungen
Diagnose
Als Grundlage für die Diagnose dienen dem Arzt die Schilderung des Patienten und dessen Leidensdruck. Zusätzlich wird mit dem sogenannten Minor-Test ermittelt, an welchen Körperstellen übermässig viel Schweiss abgesondert wird. Zu diesem Zweck wird das Hautareal mit einer jodhaltigen Lösung eingepinselt und anschliessend mit Stärkepulver bestäubt. An der Stelle der übermässigen Schweissabsonderung verfärbt sich das Gemisch dunkelviolett. Die tatsächlich produzierte Schweissmenge an einer bestimmten Körperstelle wird mit einer Gravimetrie bestimmt. Dazu wird der Schweiss während einigen Minuten von einem saugfähigen Filterpapier aufgenommen. Anschliessend wird die aufgesaugte Schweissmenge mit einer Feinwaage gemessen. Eine Untersuchung des Blutes im Labor kann sinnvoll sein, um allfällige Grunderkrankungen auszuschliessen.
Verlauf
An den ständig feuchten Stellen, insbesondere in Hautfalten oder unter den Armen, können Rötungen oder gar Entzündungen entstehen. Durch den vielen Schweiss wird der Körper auch immer stark gekühlt, was das Immunsystem schwächen kann und vermehrt Erkältungen zur Folge haben kann.
Nicht zu unterschätzen ist zudem die psychische Belastung. Betroffene fürchten sich oft, in Gesellschaft unangenehm aufzufallen. Dies kann grosse Ängste auslösen, welche wiederum das Schwitzen verstärken. Sozialer Rückzug und Isolation können die Folgen sein.
Behandlung
Medikamente
Die erste therapeutische Massnahme bei übermässigem Schwitzen ist in der Regel die Verabreichung von Salben oder Lösungen, die wie herkömmliche Deodorants Aluminiumsalze enthalten, jedoch in viel höherer Konzentration.
Spricht ein Patient darauf zu wenig an, bietet sich das Spritzen von Botulinumtoxin (Botox) in die Umgebung der Schweissdrüsen an. Dadurch wird ihre Aktivität für etwa vier bis zwölf Monate gehemmt. Danach muss die Behandlung jeweils wiederholt werden, um die Wirkung aufrecht zu erhalten.
Tritt übermässiges Schwitzen an mehreren Körperstellen auf, können verschiedene Medikamente eingesetzt werden Anticholinergika wurden ursprünglich für das Lösen von Krämpfen bei anderen Krankheiten entwickelt. Sie hemmen aber auch die Wirkung eines Botenstoffs, welcher die Schweissdrüsen anregt. Eine längerfristige Hemmung lässt also die Schweissdrüsen weniger aktiv werden. Alternativ können auch Betablocker eingesetzt werden. Bekannt sind sie als blutdrucksenkende Medikamente. Da sie den Teil des Nervensystems hemmen, welcher bei Stress hoch aktiv ist, können sie aber nicht nur den Blutdruck senken, sondern auch die Schweissproduktion reduzieren.
Leitungswasser-Iontophorese
Bei übermässig schwitzenden Händen oder Füssen ist häufig die Leitungswasser-Iontophorese die gewählte Methode. Dabei hält der Betroffene die Hände oder Füsse in zwei Wannen, die mit Leitungswasser gefühlt sind, durch welche ein schwacher, kaum spürbarer Gleichstrom fliesst. Der Strom erhöht die Reizschwelle der Schweissdrüsen, sodass sie für eine gewisse Zeit erheblich weniger Schweiss produzieren. Auch diese Therapie muss regelmässig wiederholt werden, um ihre Wirksamkeit nicht zu verlieren.
Operationen
Führen alle anderen Therapien nicht zum Erfolg, stehen verschiedene Operationen zur Wahl, welche ohne grosse Schnitte (Schlüsselloch-Methode) durchgeführt werden können. Sind die Achselhöhlen stark betroffen, kann eine Saugkürettage gemacht werden. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Fettabsaugung. Die Schweissdrüsen der Achselhöhlen, die sich im Fettgewebe befinden, werden dadurch ebenfalls abgesaugt.
Bei der Sympathektomie hingegen werden im Bereich des Brustkorbs die Nerven durchtrennt, welche zu den betroffenen Schweissdrüsen führen. So wird die Schweissproduktion langfristig vermindert.
Vorsorge
- Alkohol, Zigaretten, Kaffee und scharfe Gewürze meiden
- Stress reduzieren
- Atmungsaktive Kleidung tragen (kein Polyacryl)