Je mehr Köche, desto mehr Tricks
Als sie für eine Schnupperwoche ans Luzerner Kantonsspital kam, hatte sie Mühe, sich in einem so riesigen Betrieb zurechtzufinden. Doch sie wollte lieber mit der grossen Kelle anrühren als in einem beliebigen Unternehmen à l carte-Menüs zuzubereiten. Und mit Beginn der dreijährigen Lehre als Koch lernte Bilkisa Bersaeva (26) die Vorteile eines grossen Lehrbetriebs schätzen: «Ich bin eine der wenigen meiner Klasse, die fast alle möglichen Küchenapparate und -maschinen kennt und zu bedienen weiss, weil ich hier damit in Berührung komme.»
Die Grösse bedeutet auch: Viele Kolleginnen und Kollegen. «Und viele Köche heisst viele Tricks zur Zubereitung eines Gerichts. Ich konnte von allen etwas Neues lernen.» Der Job gefällt ihr sehr: Es sei nie langweilig, im Gegenteil, es gebe immer genug Arbeit und alle würden sich gegenseitig helfen. Und gleichwohl habe sie als Lehrling immer die nötige Zeit für ihre Arbeit bekommen – etwa wenn es darum ging, die über hundert Speisen von Fisch über Gemüse und Saucen bis hin zu kalter Küche, Mousse oder Gebäck im Hinblick auf die Prüfung zu üben. «Wir waren angehalten, alle mindestens einmal zuzubereiten, weil jede dran kommen konnte.»
Angst vor dem Zunehmen
Vor schweren Pfannen hat sie wegen Verbrennungsgefahr Respekt. Besonders gerne arbeitet sie dafür in der Patisserie. «Am liebsten backe ich, das geht beinahe mit geschlossenen Augen.» Auch ihr hilfsbereites Team hat sie schon mal mit einer in der Freizeit gebackenen Torte überrascht. Die Kollegen langen aber meist zurückhaltend zu: «Die haben alle Angst, zuzunehmen.» Auch privat steht Bilkisa gerne zu Hause in Luzern in der Küche. Da gibt’s schon mal das Nationalgericht Djijig Galnasch aus ihrer Heimat Tschetschenien. Doch kennt sie in der Küche keine Landesgrenzen. «Ich liebe es, zu tüfteln, auszuprobieren, Phantasie walten zu lassen, schweizerisch und international.»
An der Prüfung galt es einen Rindsschmorbraten mit Spätzli und Ratatouille und zum Dessert ein Himbeermousse zuzubereiten. «Ich hatte am Vortag meinem Nebenstift bei seiner Prüfungsaufgabe zuschauen können und war darum schon etwas nervös.» Doch es klappte – mit der Gesamtnote 4,9.
«Es sah alles gut aus»
Trotz grosser Distanz zwischen der Grossküche und den Patientenzimmern gibt es oft Feedback: Patientinnen und Patienten schicken E-Mails oder Karten mit Dankesgrüssen, wenn das Essen geschmeckt hat. Aus dem Kinderspital kommen immer wieder Zeichnungen mit Bemerkungen wie «es war sehr fein» oder «es sah alles gut aus». Von Mitarbeitenden kommt Feedback oft direkt bei der Essensausgabe. «Das macht Freude und ist wieder Ansporn», sagt Bilkisa.
Koch sei definitiv der richtige Beruf für sie. Und sie darf ihn vorerst weiterhin am LUKS ausüben – in einer Zusatzausbildung zur Diätköchin EFZ. «Ich freue mich sehr darüber und finde das alles andere als selbstverständlich.»