Neurozentrum erhält Forschungsgelder von Schweizerischer Herzstiftung
PD Dr. phil. Dario Cazzoli, Leiter Neurovisuelle Rehabilitation, bei einem Untersuchungsgespräch.
Hirnschlag ist eine der Hauptursachen für Behinderungen. Als zuverlässiges Merkmal, mit dem die Schwere einer bleibenden Beeinträchtigung nach Hirnschlag vorausgesagt werden kann, gilt die Halbseitenvernachlässigung (Neglekt): Hier können Patientinnen und Patienten den Raum nicht mehr wahrnehmen oder darauf reagieren, welcher der vom Hirnschlag betroffenen Gehirnhälfte gegenüber liegt.
Offene Fragen bei Neglekt
Bisher ist nicht geklärt, bei wie vielen Fällen Neglekt in der akuten Phase nach Hirnschlag auftritt (Inzidenz) und wie hoch die Anzahl von Betroffenen mit Neglekt in der anschliessenden subakuten bis chronischen Krankheitsphase ist (Prävalenz). Ein Grund hierfür ist, dass viele gängige Untersuchungsmethoden zu wenig sensitiv sind, um Neglekt zu messen.
Im neuen Forschungsprojekt des Neurozentrums am LUKS sollen erstmals epidemiologische Daten zur Inzidenz sowie zur 3- und 6-Monats-Prävalenz der Halbseiten-Vernachlässigung bei erstmaligem Hirnschlag sowie demographische, risiko- und schlaganfallbezogene Faktoren erhoben werden.
Prospektive Studie am Stroke Center
In der prospektiven Studie werden während 6 Monaten alle Patientinnen und Patienten des Stroke Centers am Luzerner Kantonsspital einbezogen (voraussichtlich 250) und nach 3 und 6 Monaten nachbeobachtet. Das Vorhandensein und der Schweregrad des Neglekts werden mittels Video-Okulographie während der freien visuellen Exploration beurteilt. Bei dieser Untersuchung werden die Augenbewegung und das Gesichtsfeld gemessen, während die Betroffenen Bilder auf einem Bildschirm betrachten. Diese Methode ist hoch sensitiv und spezifisch sowie unabhängig von motorischen, sprachlichen und/oder kognitiven Beeinträchtigungen schnell durchführbar, wie die Forscher in Studien nachweisen konnten.
Daten für zukünftig optimierte Betreuung
Die Informationen, die das Neurozentrum mit diesem Forschungsprojekt gewinnen wird, werden Ärztinnen und Ärzte künftig dabei unterstützen können, bessere Prognosen für eine Erholung nach Hirnschlag geben sowie Betroffene optimal behandeln zu können. «Das Forschungsgeld der Schweizerischen Herzstiftung ist eine wichtige Unterstützung», freut sich PD Dr. phil. Dario Cazzoli, Leiter Neurovisuelle Rehabilitation. Und Prof. Dr. med. Stephan Bohlhalter, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurorehabilitation, ergänzt: «Gleichzeitig ist das Forschungsgeld auch eine besondere Anerkennung unserer wissenschaftlichen Arbeit am Neurozentrum.»
Die Schweizerische Herzstiftung wurde 1967 gegründet. Heute ist sie die einzige national auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen tätige gemeinnützige Organisation, die sowohl in der Forschungsförderung als auch in der Aufklärung und Prävention aktiv ist.