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Trink-Wasser oder Osmose-Wasser?

Ich überlege mir die Anschaffung einer Wasser-Veredelungsanlage, die über einen separaten Hahn Osmose-Wasser liefern würde. Laut Hersteller ist das «Wasser in seiner reinsten und natürlichsten Form». Ist dieses Osmose-Trinkwasser auch besonders gut für die Gesundheit? Unser Spezialist rät davon ab, nur auf dieses Wasser zu setzen, weil dem Körper dann wertvolle Mineralien fehlen würden, die man über Nahrungsergänzungsmittel zuführen müsste.
1. März 2022
Lesezeit: 2 Minuten
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Dr. med. Urs Odermatt, Chefarzt Nephrologie am LUKS Luzern

 

Unser Hahnenwasser stammt von Quellen oder aufbereitetem Seewasser und ist ein Naturprodukt. Dieses natürliche Wasser setzt sich aus H2O und verschiedenen darin gelösten Substanzen zusammen. Osmosewasser besteht nur aus H2O-Molekülen und ist gleichbedeutend mit destilliertem Wasser. Es beinhaltet keine Spurenelemente oder Elektrolyte (die wichtigsten sind Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium). Neben diesen Elementen werden durch die Osmose auch mögliche Verunreinigungen entfernt, welche in geringsten Mengen in unserem Hahnenwasser vorkommen können.

Niere kann reines H2O nicht ausscheiden

Trinken bedeutet dem Körper die nötige Menge an Flüssigkeit zu geben. Glücklicherweise sind unsere Nieren in der Lage, den Flüssigkeitshaushalt im Körper sehr genau zu regeln und so die Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten in einem sehr engen Spektrum konstant zu halten. Die Schwankungsbreite liegt bei den meisten Substanzen unterhalb von 5 Prozent. Diese sehr präzise Steuerung hält den Körper in einem gesunden Gleichgewicht. Was hingegen die Nieren nicht können, ist reines H2O auszuscheiden. Pro Liter Urin müssen Trilliarden gelöster Teilchen mitausgeschieden werden. Dies entspricht einem sehr dünnen Urin, welcher wie Wasser aussieht.

Organfunktionen können gestört werden

Angenommen Sie trinken nur Osmose-Wasser, werden mit jedem Liter Urin wichtige Bestandteile aus dem Körper geschwemmt und der körpereigene Speicher dieser essentiellen Substanzen wird kontinuierlich abgebaut. Die Funktionen der verschiedenen Organe können dadurch gestört werden, z.B. steigt das Risiko einer Osteoporose an. Über die Ernährung werden viele dieser Substanzen ebenfalls dem Körper zugeführt und schützen den Körper vor einer Entmineralisierung. Bereits kleine Veränderungen der alimentären Aufnahme (verminderter Appetit oder Durchfall) und fortgesetztes Trinken von Osmosewasser kann zu lebensgefährlichen Veränderungen der Blutzusammensetzung, der Gewebeflüssigkeit und der intrazellulären Flüssigkeit führen.

Unser Trinkwasser ist gesund und unser Körper ist durch die Evolution perfekt auf die darin gelösten Mineralien angepasst und angewiesen. Als einzigen Vorteil von Osmosewasser sehe ich die Entfernung von Abbauprodukten aus unserer «modernen» Zivilisation, wie minimalste Verunreinigungen durch Antibiotika oder Hormone. Dieser theoretische Nutzen steht jedoch in keinem Verhältnis zu den Risiken, welche durch den regelmässigen Konsum von Osmosewasser eingegangen werden. Und nebenbei müssen Sie den Verlust von Elektrolyten und Spurenelementen durch eine angepasste Ernährung oder Nahrungsergänzungsprodukten dem Körper wieder zuführen, damit die im Osmosewasser fehlenden Substanzen in ausreichender Menge ersetzt würden.

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